Regierungspräsidium Kassel

Naturschutzförderung aus Windersatzgeldern: Regierungspräsident Mark Weinmeister besichtigt Projekte

Als Ersatz für Bau und Betrieb von Windkraftanlagen in NordOstHessen leisten deren Betreiber sogenannte Ersatzzahlungen an die Obere Naturschutzbehörde (ONB) beim Regierungspräsidium (RP) Kassel. Regierungspräsident Mark Weinmeister besichtigte heute in Witzenhausen (Werra-Meißner-Kreis) mehrere Naturschutzmaßnahmen, die die ONB mit Hilfe von Windersatzgeldern fördert.

Im Umkreis der Stadt Witzenhausen liegen die Windparks „Hausfirste I“ (10 Anlagen), „Berlepsch-Ellerode“ (5 Anlagen) und „Kreuzstein“ (8 Anlagen). Deren Betreiber leisten aufgrund der dauerhaften Veränderung des Landschaftsbildes Ersatzzahlungen, die dann für Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege im engeren räumlichen Umfeld der Anlagen verwendet werden. Die vereinnahmten Ersatzzahlungen sollen in den Gemeinden eingesetzt werden, welche durch die Errichtung der Windkraftanlagen hinsichtlich des Landschaftsbildes besonders betroffen sind. Eingenommen werden die Zahlungen von der ONB beim RP Kassel, die auch Bewilligungsstelle für Projekte ist, die mit Windersatzgeldern gefördert werden.

„Die Stadt Witzenhausen war äußerst produktiv bei der Projektakquise und -durchführung. Insgesamt schütten wir fast 150.000 Euro an Windersatzgeldern für Naturschutz- bzw. Landschaftspflegemaßnahmen aus“, betonte Mark Weinmeister. Auf der rund sechs Kilometer langen Wanderung in und um Witzenhausen wurde der Regierungspräsident begleitet von Witzenhausens Bürgermeister Daniel Herz und Mitarbeitenden der Oberen Naturschutzbehörde beim RP Kassel. Auch Staatssekretär Patrick Burghardt (Hess. Ministerium für Digitale Strategie und Entwicklung) hatte sich nach einem Termin in der Region spontan der Wanderung angeschlossen.

Insgesamt wurden von 2018 bis 2021 in Witzenhausen 30 Einzelprojekte angemeldet, die über die Kernstadt und das restliche Gemeindegebiet verteilt sind. Von den 30 angemeldeten Projekten werden 23 aus den Windkraftgeldern gefördert. Auf der Wanderung nahm die Gruppe um den Regierungspräsidenten drei Maßnahmen in näheren Augenschein:

  • Im Ortsteil Ellingerode wurde ein Schwalbenhaus mit Fledermausquartier errichtet. Mit der Maßnahme soll die vorhandene Population der Mehlschwalben und Zwergfledermäuse gestärkt werden. Nistaktivität war zuvor bereits am angrenzenden Feuerwehrgerätehaus in Ellingerode vorhanden. Das im Mai 2021 errichtete Schwalbenhaus bietet nun 30 zusätzliche Mehlschwalbennester und 4 Einflugöffnungen für Fledermäuse. Kosten der Einzelmaßnahme: rund 10.500 Euro
  • Am Wilhelmshäuser Bach „Unter der Heuliethe“ im Ortsteil Roßbach, werden trockengefallene Wiesen wieder vernässt. Geländevertiefungen auf der Fläche haben bis vor rund 50 Jahren häufig Wasser geführt, sind dann aber vermutlich durch Profilvertiefung des Wilhelmshäuser Baches von der Wasserzufuhr abgeschnitten worden. Im Rahmen des Wiedervernässungsprojektes werden Ein- und Ausleitmulden ausgebaggert, damit bei höheren Wasserflüssen im Bach Wasser in die Senken fließen kann. Die so entstehenden Feuchtwiesenflächen können sich zu Laichhabitaten für Amphibien entwickeln. Die Nutzung der Wiesen für die Grasmahd oder als Weide bleibt erhalten. Kosten der noch laufenden Einzelmaßnahme: rund 12.000 Euro
  • Im Ortsteil Roßbach wurden Erhaltungsmaßnahmen an je zwei Amphibienteichen „Im See“ und „Im Kappengraben“ vorgenommen. Die beiden Teiche „Im See“ wurden vom NABU-Roßbach in den 1980er Jahren zum Amphibienschutz angelegt. Dort sind Erdkröte, Grasfrosch, Berg- und Teichmolch heimisch geworden, die umliegenden Wälder dienen den Amphibien als Winterquartiere. Seitdem sind die Teiche von Gehölzen umwachsen worden, was zur Verschattung der Teiche führte, die sich dadurch nicht mehr so stark aufgewärmt haben. Außerdem drohte eine teilweise Verlandung durch ergiebigen Laubabwurf. Das Forstamt Hessisch Lichtenau hat 2020 die Teiche durch Gehölzentnahme wieder freigestellt. Hinzu kamen in 2021 Belüftungsmaßahmen „Im See“ und eine Entschlammung der Teiche „Im Kappengraben“. Kosten der Maßnahmen: rund 27.000 Euro.

Regierungspräsident Weinmeister lobte die Anstrengungen, die die Stadt Witzenhausen in Kooperation mit Ortsbeiräten, Naturschutzorganisationen, der Forstverwaltung und Privatpersonen unternommen hat: „Die vielen Einzelmaßnahmen zeigen, dass gelingender Naturschutz in Witzenhausen breit aufgestellt ist und viele Mütter und Väter hat. Davon profitieren viele Arten, von der Erdkröte bis zur Fledermaus. Die Förderung aus Windersatzgeldern ist ein schönes Beispiel, wie sich die Ziele der Energiewende und der Erhalt der biologischen Vielfalt in Einklang bringen lassen. Mein Dank gilt dem Team der Oberen Naturschutzbehörde, das sich engagiert um die Abwicklung und fachliche Begleitung der Maßnahmen kümmert.“

Hintergrund:
Wer Naturschutzprojekte durchführen möchte, kann bei der Oberen Naturschutzbehörde Fördermittel aus Mitteln der Ersatzzahlungen beantragen. Es gibt verschiedene Maßnahmentypen, die beantragt werden können. Eine Auflistung ist im „Leitfaden – Verwendung der Ersatzzahlungen“ des Hessischen Umweltministeriums zu finden: Link zum LeitfadenÖffnet sich in einem neuen Fenster

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