Haus im Dunkeln mit Außenbleuchtung

Nachhaltige Außenbleuchtung

Der verantwortungsvolle Umgang mit künstlichem Licht.

Lesedauer:11 Minuten

Auf den hellen Tag folgt die dunkle Nacht – das ist für alle Organismen der Takt des Lebens. Was aber, wenn die Nächte nicht mehr wirklich dunkel sind? Diese Frage wird immer drängender. Zu viel künstliches Licht in der Nacht bereitet zunehmend Probleme. Der Begriff „Lichtverschmutzung“ bringt das zum Ausdruck.

Wir zeigen, warum uns das alle betrifft und was Sie auf dem eigenen Grundstück dagegen tun können. Machen Sie mit!

Alles Leben auf der Erde unterliegt dem Rhythmus von Tag und Nacht und hat sich daran angepasst. Das gilt in der Hightech-Welt genauso wie zu vorgeschichtlichen Zeiten.

Alle Lebewesen sind auf den regelmäßigen Wechsel von hell und dunkel mit seinen natürlichen Lichtstärken angewiesen. Nach diesem Rhythmus hat sich die „Innere Uhr“ entwickelt. Bei den meisten Lebewesen steuert sie den Tag-Nacht- und Biorhythmus, dessen wichtigster Zeitgeber die natürliche Helligkeit am Tag und Dunkelheit in der Nacht ist. (Für die Entdeckung dieser Mechanismen beim Menschen wurde 2017 sogar der Medizinnobelpreis verliehen.)

Die Nacht ist nicht nur die „Schattenseite“ des Tages, sondern dessen gleichwertige Ergänzung. Sie hat ihre eigene Bedeutung für die vernetzten biologischen Rhythmen. Dieses lebensbestimmende Wechselspiel zwischen hell und dunkel gerät zunehmend aus dem Takt.

Die Nacht zum Tage gemacht

Als unsere Vorfahren Wege fanden, die Nacht zu erhellen, war dies für sie ein großer Fortschritt. Licht schenkte Geborgenheit und erlaubte es ihnen, sich im Dunkeln zu orientieren. Immer helleres Licht erzeugen zu können, ist eine technische Leistung. Doch inzwischen übertreiben wir es. Nacht für Nacht strahlen auf der Erde mehr Lichtquellen als nötig. Langsam wird uns bewusst: Zu viel Licht schadet. Es belastet die Umwelt und stresst die wildlebenden Tiere. Der Begriff „Lichtverschmutzung“ (light pollution) bringt das zum Ausdruck. Gemeint ist damit die unverhältnismäßige Erhellung der Nacht durch künstliches Licht. Unter den Begriff Lichtverschmutzung fallen ebenso Phänomene wie Blendung, Beeinträchtigung der Nachbarn oder die negative Veränderung des nächtlichen Orts- und Landschaftsbilds sowie auch Energieverschwendung.

Zu viel des Guten?

Besonders in dicht besiedelten Gebieten lässt das nachts aus unzähligen Quellen abgegebene Licht sogenannte Lichtglocken entstehen, die über viele Kilometer zu sehen sind und oft horizontal die Vegetation anstrahlen. Je feuchter die Luft, zum Beispiel bei Nebel, desto stärker die Wirkung dieses Lichtsmogs.

Zu der jedes Jahr zunehmenden Lichtverschmutzung tragen viele bei: Kommunen mit ihrer Straßenbeleuchtung sowie Gewerbe und Industrie, indem sie Gebäude und Firmenareale überdimensioniert hell beleuchten oder Werbung in Szene setzen. Doch auch Privatgrundstücke haben ihren Anteil an der Lichtverschmutzung – mit steigender Tendenz, da Kunstlicht dank neuer LED-Technologien sehr günstig geworden ist. Um diesen einfach zu verringernden privaten Beitrag zur Lichtverschmutzung geht es hier.

In der Nacht ist die Natur voller Leben. Ein großer Teil der Tiere ist nachtaktiv. Sie fressen, jagen und vermehren sich im Schutz der Dämmerung und der Dunkelheit. Die Nacht ist ihr natürliches Habitat und alle ihre Sinnesorgane sind auf nächtliche Verhältnisse eingestellt. Das gilt für etwa jedes dritte Wirbeltier und sogar für zwei Drittel der Wirbellosen.

Tagaktive Tiere hingegen brauchen (wie die Menschen) die Nacht um Ruhe zu schöpfen. Die nächtliche Natur ist ihr „Schlafzimmer“– ob Garten, Park oder Grünanlagen auf einem Betriebsgelände.

Daher bedeutet künstliches Licht für viele Tiere und das gesamte ökologische Beziehungsgefüge eine gefährliche Störung. Lichtquellen bringen ihre nächtliche Welt durcheinander, mit oftmals schwerwiegenden Folgen. Positiv formuliert: Der Erhalt und die Wiederherstellung natürlicher Nachtlandschaften sind ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz.

Licht als gefährliche Falle: Insekten

Etwa die Hälfte der weltweit bekannten Tierarten sind Insekten. Allein in Deutschland gibt es rund 33.000 Arten. Ein sehr großer Teil von ihnen ist nachtaktiv, darunter auch die Mehrheit der Schmetterlinge.

Mit ihren Facettenaugen können Insekten im Gegensatz zu Menschen kurzwelliges UV-Licht wahrnehmen. Durch Kunstlicht ganz allgemein und speziell durch Lichtquellen mit hohem UV- und Blauanteil werden die Tiere geblendet und in der Orientierung gestört.

Aus dem weiten Umkreis fliegen Nachtinsekten zwanghaft helle Lichtquellen an, besonders an warmen Sommerabenden. Die Sogwirkung ist so groß, dass sie sich nicht aus der Gefahrenzone lösen können. Das anhaltende Flattern kostet viel Energie, so dass die Insekten ermattet zu Boden sinken, wo viele vor Erschöpfung verenden oder Beuteopfer andere Tiere werden. Andere verbrennen an den Lichtquellen. Durch diesen „Staubsauger-Effekt“ kommen Milliarden von Insekten ums Leben. Darüber hinaus wurde in den letzten Jahren durch Studien bekannt, dass Kunstlichtquellen für viele Arten eine unüberwindbare Barriere darstellen.

Diese Nachtinsekten fehlen dann in ihrem Biotop, denn sie alle haben im Kreislauf der Natur eine ökologische Aufgabe: Zum einen als Nahrung für andere Tiere, etwa Fledermäuse, zum anderen als Bestäuber. Diese Bedeutung wird vielfach noch nicht erkannt.

So denken beim Thema Bestäubung viele sofort an Bienen und Wildbienen. Doch einen erheblichen Teil der „Dienstleistung“ Bestäubung erbringen nachaktive Insekten. Gibt es weniger Nachtinsekten, reifen weniger Früchte. Denn auch Pflanzen sind zu einem großen Teil nachtaktiv und verströmen in der Dämmerung und Nacht ihren Duft. Damit ist die Vielfalt von Fauna und Flora bedroht, im privaten Garten ebenso wie in der freien Landschaft. Eingriffe in ausbalancierte Systeme rächen sich.

Helles Licht als Störsignal: Vögel

Auch Vögel werden durch helles nächtliches Kunstlicht irritiert. Ihr Leben ist ebenfalls durch den natürlichen Wechsel von Licht und Dunkel und die jahreszeitlichen Veränderungen der Tageslänge (Photoperiode) geprägt. Biologische Rhythmen steuern die saisonalen Aktivitäten der Tiere: die Fortpflanzung, die Brut, die Mauser und bei Zugvögeln der Zeitpunkt des Aufbruchs.

Sendet künstliches Licht von Straßenlaternen oder angestrahlten Fassaden „Fehlinformationen“, beginnen beispielsweise Stadtamseln, Blaumeisen und Rotkehlchen deutlich zeitiger zu singen – teilweise schon in der Nacht. Ihr Tagesrhythmus ist gestört. Stadtamseln beginnen mehrere Wochen früher mit der Brut als Waldamseln, oft bereits zu einer Zeit, in der das Nahrungsangebot zur Aufzucht der Jungen noch nicht ausreicht. Ähnliche Beobachtungen hat man bei Blaumeisen gemacht: Blaumeisen-Weibchen, deren Nistkästen sich im Einzugsbereich einer Straßenlaterne befanden, fingen eher mit der Eiablage an als Artgenossen an dunkleren Stellen.

Besonders problematisch ist die nächtliche Beleuchtung für Nachtzugvögel. Zahlreiche Arten legen ihre Reise in der Nacht zurück. Nahezu das gesamte Jahr über sind nachts Vögel unterwegs. Einige lassen sich vom Magnetfeld der Erde leiten. Doch dieses komplexe System der Wahrnehmung und Kursbestimmung funktioniert nur dann optimal, wenn es nicht durch Kunstlicht überlagert wird. Das aber ist inzwischen vielerorts nur noch sehr eingeschränkt der Fall. Die Arten hatten keine Chance, sich darauf einzustellen.

In klaren Nächten bewegen sich die Vögel zumeist so hoch, dass ihnen Licht am Boden wenig anhaben kann. Niedrige Schichtwolken jedoch streuen die Beleuchtung diffus und erzeugen z. B. über Ballungsräumen großflächige "Lichtflächen", in denen die Tiere kaum Anhaltspunkte zum Verlassen finden können. So kommt es bei nebligem Wetter immer wieder zu Massenanflügen auf helle Lichtquellen, die fatal enden können.

Eingestellt auf Dunkelheit: Fledermäuse

Dass auch die ausschließlich nachtaktiven Fledermäuse davon betroffen sind, wenn die Nacht durch künstliches Licht zum Tage gemacht wird, liegt auf der Hand. Bei vielen Fledermausarten sind Verhaltensänderungen beobachtet worden: Einige fliegen später aus und kehren eher zurück, meiden angestammte Jagdgebiete, weil diese jetzt beleuchtet sind und finden in angrenzenden dunkleren Gebieten nicht mehr genug Beute, weil es diese zum Licht gezogen hat.

Allerdings gibt es auch Profiteure: Einige schnell fliegende, lichttolerante insektenfressende Fledermausarten (z. B. Zwergfledermäuse) haben gelernt, das große Insektenangebot im Umfeld von Leuchten gezielt abzugreifen. Dies betrifft jedoch nur einen kleinen Teil der ca. 900 verschiedenen Fledermausarten.

Andere Tiere und Pflanzen

Nachaktiv sind im Übrigen auch viele andere geschützte Wildtierarten, darunter etliche Amphibien, der Regenwurm und Glühwürmchen. Doch helles Kunstlicht irritiert nicht nur nachtaktive Tiere, sondern stört auch all jene, die am Tag aktiv sind und in der Nacht schlafen müssen. Ihnen geht es ähnlich wie den Menschen: Licht hat Einfluss auf ihre Schlafqualität. Allerdings stehen die Forscher bei der Erforschung und Bewertung der Licht-Schäden auf Wildtiere noch ganz am Anfang. Die skizzierten Beispiele lassen jedoch vermuten, dass künstliches Licht in der Nachtlandschaft viele Wildtiere beeinträchtigt. Es ist nicht auszuschließen, dass solche Störungen die an anderer Stelle erzielten Schutzerfolge teilweise wieder zunichte machen.

Die Folgen der Lichtverschmutzung für Fauna und Flora sind jedoch nicht auf Lebensräume an Land beschränkt. Immer häufiger werden auch Uferbereiche von Fließgewässern und Seen beleuchtet. Direkt einfallendes Kunstlicht kann Gewässerabschnitte aus dem ökologischen Gleichgewicht bringen.

Wasserflöhe wandern nachts an die Oberfläche, um Algen zu fressen. Wird der Bach- oder Flussabschnitt künstlich beleuchtet, ändern sie ihr Verhalten, fressen weniger und steigen in geringerer Anzahl auf. Dadurch erhöht sich der Anteil der Algenbiomasse des Gewässers. Das beeinträchtigt die Wasserqualität.

Auf viele Fischarten wirkt Licht anziehend, was der Mensch sich beim Lichtfischen zunutze macht. Jungfische hingegen sind eher lichtscheu. Tagsüber verbergen sie sich in tieferen Gefilden und kommen erst im Dunkeln zum Fressen in die nährstoffreicheren oberen Wasserschichten. Wird ihr Lebensraum in der Nacht von Licht beschienen, sind sie für ihre Fressfeinde leichte Beute.

Licht beeinträchtigt auch die Laichwanderungen von Fischen. Auf Lachse, die bei Dunkelheit flussaufwärts wandern, wirkt Licht wie eine Barriere. Nicht zuletzt produzieren Fische bei Dunkelheit Melatonin, um zu regenerieren. Wird es in ihrem Lebensraum nicht mehr dunkel, stört das den Hormonhaushalt. So fordert die Beleuchtung der Uferpromenade oder Brücke in der Natur ihren Preis.

Angestrahlte Pflanzen

Auch Pflanzen, die zum Teil selbst dämmerungs- oder nachtaktiv sind (z. B. Linde, Schwarzer Holunder sowie viele Gartenkräuter), reagieren auf regelmäßig scheinendes nächtliches künstliches Licht. In Treibhäusern macht man sich dies zunutze.

In der Natur aber sind die Folgen der Lichtverschmutzung für Pflanzen ein Störfaktor. Das künstliche Licht suggeriert ihnen, die Vegetationsphase dauere an. Als Folge vergrößert sich die Blattfläche, weswegen sie im Sommer mehr verdunsten und weniger gut mit Dürre auskommen. Im Herbst werfen viele angestrahlte Baumarten später ihre Blätter ab oder treiben sogar in den Wintermonaten aus. Kommt dann der Frost, kann der Baum Frostschaden erleiden.

Lichteinwirkungen von vielen Seiten

Unter natürlichen Bedingungen sind alle Rhythmen in unserem Körper aufeinander abgestimmt und in Harmonie mit dem Tag-Nacht-Rhythmus als Taktgeber. Zur Feinjustierung unserer Inneren Uhr bedarf es regelmäßiger externer Signale oder Zeitgeber. Der stärkste äußere Faktor ist das Licht. Verändert sich deutlich die Lichtintensität, etwa bei Sonnenaufgang, geht unsere innere Uhr auf „Reset“ – und der Rhythmus beginnt wieder von vorn.

Ist die Veränderung der Lichtintensität zwischen Tag und Nacht nicht mehr klar genug ausgeprägt, auch weil wir bei Einsetzen der Dämmerung das Licht anschalten, wird der Impuls für die innere Uhr schwächer oder entfällt sogar ganz. Das stört die Synchronisation der Prozesse und kann zu gesundheitlichen Problemen führen.

Risiken der „Desynchronisierung“

Seit einigen Jahren beschäftigen sich die Wissenschaftler verstärkt mit den gesundheitlichen Folgen von Licht, das beim Schlafen stört. Künstliches Licht beeinflusst den für uns Menschen lebenswichtigen zirkadianen Tag-Nacht-Rhythmus. Der Nachtschlaf spielt dabei eine wichtige Rolle, denn in der Nacht laufen wichtige körperliche Prozesse ab.

Während wir schlafen, sinkt der Blutdruck, um das Herz-Kreislauf-System zu entlasten. Gleichzeitig fährt unser Immunsystem hoch. Ein großer Teil der Infektionsabwehr geschieht im Ruhezustand. Gesunder Schlaf fördert Lernprozesse und Gedächtnisleistung und im Schlaf werden die Informationen des Tages verarbeitet. Er ist Voraussetzung für Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden.

Doch erst die Abwesenheit von Licht lässt unseren Körper das für die Nachtruhe unerlässliche Hormon Melatonin produzieren. In viele Schlafzimmer fällt jedoch störendes Licht durch Straßenlaternen, Leuchtreklamen oder die Außenbeleuchtung auf dem eigenen Grundstück. Im Schlaflabor vorgenommene Hirnstrom-Messungen zeigten einen deutlichen Unterschied zwischen Probanden, die im Dunkeln schliefen und Vergleichsgruppen, in deren Schlafzimmer Licht einfiel. Wer also zuhause keine effektive Verdunklungsmöglichkeit hat, kann langfristig negative Auswirkungen nicht ausschließen.

Denn bestimmte Nervenzellen auf der Netzhaut nehmen nur blaues Licht wahr und steuern den menschlichen Hormonhaushalt. So stören insbesondere die blauen Lichtanteile, wie sie in weißem Licht enthalten sind, die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin.

Fehlendes Melatonin erschwert das Einschlafen und verzögert das Aufwachen. Der Ruhe-Rhythmus kommt durcheinander, die Qualität des Schlafes sinkt. Es entsteht ein Regenerationsdefizit und die Schutzmechanismen des Körpers werden geschwächt.

Das scheint auch der Tumorbildung Vorschub zu leisten. Bereits 2007 hat die Weltgesundheitsorganisation einen Zusammenhang zwischen hormonell bedingten Krebsarten (Prostata, Brust) und Schichtarbeit hergestellt.

Die meisten Einwohner der urbanen Zentren dieser Welt leben unter einem lichtverschmutzten Himmel. Aus dem Weltall betrachtet, überzieht den Planeten ein immer dichter werdender Schleier von Lichtsmog. So wird der Nachthimmel künstlich aufgehellt, jedes Jahr mehr.

In dicht besiedelten Gebieten trifft das von unzähligen Quellen produzierte Licht auf Moleküle und Aerosole und verursacht so Lichtglocken, die bei großen Städten weit über hundert Kilometer zu sehen sind. Wer unter einer solchen Lichtglocke lebt, kann selbst in klaren Neumondnächten mit bloßem Auge nur noch die hellsten Sterne am Himmel erkennen. In Gebieten ohne störendes künstliches Licht sind hingegen in einer klaren Nacht etwa 2.000 Sterne zu sehen.

Die Astronomen schlugen zuerst Alarm

Dass die Nacht durch immer mehr künstliches Licht erhellt wird und vielerorts auf der Welt eine zunehmende Lichtverschmutzung festzustellen war, fiel zunächst jenen auf, die Dunkelheit brauchen, um ihrer Profession oder ihrem Hobby nachzugehen: den Astronomen. Zunehmend störte Lichtsmog ihren Blick auf den Himmel.

So schlugen sie Alarm. 1988 entstand die International Dark-Sky Association (IDA). Im Laufe der Jahre etablierte sie sich als maßgebliche Institution zum Schutz der Nacht. Als Fachinstanz verleiht die IDA weltweit die Zertifizierungen International Dark Sky Park, International Dark-Sky Reserve (Sternenpark) und Dark-Sky Community (Sternenstadt).

Zu den besorgten Astronomen gesellten sich dann mit der Zeit mehr und mehr Ökologen, Biologen und auch Ärzte. Sie wiesen auf die negativen Auswirkungen von zu viel künstlichem Licht auf Fauna und Flora hin. Im Zuge des weltweiten Insektensterbens gewann dieser Ansatz in den letzten Jahren zusätzlich an Brisanz. Parallel traten auch die Humanmediziner auf den Plan und warnten davor, dass der Einfluss von künstlichem Licht gesundheitliche Schäden bis hin zu Krebs hervorrufen kann.

Kulturgut der Menschheit

So zeigte sich, dass Lichtverschmutzung auf breiter Front ein zunehmendes Problem darstellt. Ein Meilenstein war die von der Starlight Initiative und anderen internationalen Organisationen im Jahre 2007 veröffentlichte Declaration in Defense of the Night Sky and the Right to Observe the Stars („Starlight Declaration“). Darin wurde festgehalten, dass der nächtliche Sternenhimmel ein Kulturgut der Menschheit (common heritage) ist und alle Menschen das Recht darauf haben, ihn zu sehen.

Verlust an Lebensqualität

Dass man heute vielerorts nur noch einen Teil der Sterne entdecken kann, empfinden viele als Verlust. Die Pracht des Sternenhimmels fasziniert die Menschen schon seit Urzeiten. Der jahreszeitlich wechselnde Lauf der Sterne hat wichtige kulturgeschichtliche Impulse gegeben. Die Beobachtung der Vorgänge am Himmel machte es möglich Zeitläufe zu messen und ermöglichte die Erstellung von Kalendern. Darüber hinaus half der Sternenhimmel den Menschen beim Navigieren, um die Erde zu erkunden. So sind die Sterne ein wertvolles Kulturgut und aus der Entwicklungsgeschichte der Menschheit nicht wegzudenken.

 

Bis vor wenigen Jahren haben Haus- und Grundstücksbesitzer eher wenig Licht im Außenbereich um das Haus eingesetzt, da die Erzeugung von Licht noch mit einem hohen Stromverbrauch einherging. Seit billige LED-Beleuchtung auf dem Markt ist, sorgt immer mehr Kunstlicht um Häuser und in Gärten in der Nacht für einen hohen Lichteintrag.

So gibt es auf Privatgrundstücken zahllose unnötig blendende Lichtquellen. Das summiert sich und trägt zur Lichtverschmutzung bei. Dabei sind gerade die Privatgärten für viele Tierarten wichtige Lebens- und Rückzugsräume.
Insofern haben Haus- und Grundstücksbesitzer auch eine hohe Verantwortung, gerade in Zeiten des Insektensterbens. Auch im Sinne einer guten Nachbarschaft sollte Kunstlicht immer rücksichtsvoll geplant sein.

So machen Sie es richtig

Einfahrt, Haustür, Hof

Eine angemessene Außenbeleuchtung ist sinnvoll, vor allem dort, wo man stolpern kann. Sie müssen es nur richtig machen.

Zentral ist die Abblendung. Die Leuchte soll so angebracht und abgeschirmt sein, dass ihr Licht nur auf den Boden fällt. Leuchtkörper, die in alle Richtungen abstrahlen, leisten das nicht.

Wenn Sie dann noch auf eine warme Lichtfarbe achten, die Lichtstrommenge nicht zu hoch wählen und Ihr Außenlicht bedarfsgerecht schalten, leisten Sie auf Ihrem Grundstück einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Nacht und für den Artenschutz.

Garten und Terrasse

Dauerlicht hat hier nichts zu suchen. Privatgärten sind Rückzugsgebiete für viele Arten. Licht stört sie. Verzichten Sie deshalb auf die „dekorative“ Beleuchtung von Buschgruppen, Bäumen und Teichen. Unerwünscht ist auch das Licht der „trendigen“ in den Boden gesteckten billigen Solarleuchten. Die von ihnen erzeugte hohe Beleuchtungsstärke auf dem Boden stört die Bodenlebewesen. Zudem werden die Akkus täglich geladen und entladen, so dass sie oft schon nach einem Jahr defekt sind und die Leuchten als Sondermüll entsorgt werden müssen.

Wollen Sie Gartenwege oder Treppen beleuchten, achten Sie auch hier auf abgeblendete Leuchten, deren Schein nur auf den Boden fällt. Installieren Sie gut eingestellte Bewegungsmelder oder besser noch Schalter, so dass der Garten in der Regel dunkel bleibt. Denn helles Dauerlicht macht Grünbereiche nachts für Insekten zur tödlichen Falle.

Fünf goldene Regeln für nachhaltige Außenbeleuchtung

  • Hinterfragen Sie die Notwendigkeit der Leuchte!
    Wird sie wirklich gebraucht, etwa zu Markierung von Stufen? Oder ist die Leuchte reine Effektbeleuchtung oder Dekoration?
  • Richten Sie das Licht nach unten!
    Licht soll nur auf die Nutzfläche fallen, also dahin, wo es tatsächlich gebraucht wird. Es darf nicht einfach in die Gegend oder gen Himmel strahlen.
  • Wählen Sie eine warme Lichtfarbe!​​​​​​
    Das Licht soll warmweiß sein, mit einer Farbtemperatur von max. 2.700 Kelvin (steht auf der Verpackung). Je mehr Kelvin, desto höher der unerwünschte Blauanteil.
  • Begrenzen Sie die Lichtmenge!
    Die „Lichtstrommenge“ (auf der Packung angegeben) sollte möglichst niedrig sein. Das spart auch Stromkosten. Orientierung: ca. 300 bis 500 Lumen (lm).
  • Achten Sie auf eine intelligente Schaltung!
    Präzise eingestellte Bewegungsmelder aktivieren die Leuchte nur bei Bedarf. Oder Sie schalten Ihre Außenbeleuchtung spätabends einfach aus.

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