Schwarzweißaufnahme des Hauptgebäudes, Regierungspräsidium Kassel, Am Alten Stadtschloss 1 in Kassel

Behördeninformationen

Die offizielle Geschichte des Standorts Am Alten Stadtschloss 1 beginnt um das Jahr 1277. Landgraf Heinrich der I. ließ zu dieser Zeit auf dem mutmaßlichen Gelände des ehemaligen Königshofs eine Burg errichten. Über den Königshof, der als Dienstsitz während der Regierungsreisen der jeweiligen Könige diente, liegen keine verwertbaren Quellen vor. Die erste Burg auf dem Regierungsgelände war vermutlich aus Holz, erst im Jahre 1386 kam eine Befestigungsanlage hinzu. Ludwig II schließlich ließ die Burg zwischen 1462 und 1466 komplett umbauen: auf einem von Südwesten nach Nordosten gerichteten Rechteck entstand ein zweigeschossiger Unterbau aus Stein und ein einstöckiger Oberbau aus Fachwerk. Die Burg bestand aus einem Herrensitz und einigen Einzelgebäuden, die einen Innenhof umschlossen. Der Ludwigsbau stand an der Nordwestseite, parallel zum alten Steinweg.

Dieses Bauwerk wurde in den folgenden Jahren ständig erweitert und verbessert. Landgraf Wilhelm der Mittlere ließ ab 1502 einen größeren Erweiterungsbau, ein Haus aus roten Sandsteinen, an der der Fulda zugewendeten Seite errichten. Wegen der roten Farbe erhielt das Gebäude den Namen "Rotenstein".

Im November 1556 begann der Festungsbaumeister Antonius Riemenschneider im Auftrag des Landgrafen Philipp mit dem Bau des Landgrafenschlosses im Renaissancestil, das von 1562 für 250 Jahre dem hessischen Fürstenhaus als Residenz diente.

Seit der französischen Invasion 1807 residierte Napoleons Bruder Jérôme als König von Westfalen in Kassel und bezog am 10.12.1807 das Landgrafenschloß. Besonders zufrieden mit der Ausstattung muß er nicht gewesen sein; sein Adjutant bezeichnete das Schloß gar als "unbewohnbar". Jérôme ließ einige bauliche Veränderungen vornehmen - so wurde aus einem großen Teil des Schlosses die Öfen entfernt und eine Art Zentralheizung, deren kupferne Heizröhren unter den Fußböden verliefen, eingebaut. In einer besonders kalten Nacht im November 1811 entwickelte dieses Heizsystem soviel Intensität, daß Flammen aufloderten und sich ein verheerender Brand entwickelte. Das Schloß wurde durch das Großfeuer stark zerstört - zu einem Wiederaufbau kam es nicht mehr.

Nachdem die Franzosen in den Freiheitskriegen vertrieben worden waren, kehrte Kurfürst Wilhelm I. nach Kassel zurück.

Da er auf dem Wiener Kongreß nicht erreicht hatte, zum König der Chatten gekrönt zu werden, wollte er jedoch wenigstens auf den Trümmern des abgebrannten Landgrafenschlosses ein Königschloß erbauen lassen: Der Baumeister des Kurfürsten Jussow plante die "Chattenburg". Die Chattenburg ist die im Grundriß umfangreichste Bauanlage, die je auf dem Regierungsgelände gestanden hat. Die Ausmaße und der Aufwand, die etwa der Wiener Hofburg entsprachen, gingen weit über den üblichen Rahmen einer Residenzstadt hinaus. Nach langwierigen Abbruch- und Gründungsarbeiten erfolgte am 27. Juni 1820 die feierliche Grundsteinlegung. Am 21. Februar 1821 starb Wilhelm I., nachdem nur das erste Stockwerk im Rohbau errichtet war.

Der Bau ruhte in der Folgzeit, da Kurfürst Wilhelm II. kein Interesse zeigte, das Werk des Vaters fortzuführen.

Von 1840 an wurden die roten Sandsteine des Sockels abgetragen und fanden später beim Bau der Gemäldgalerie wieder Verwendung.

Nachdem im Oktober 1867 die kurhessische Verwaltung durch die preußische Verwaltungsorganisation abgelöst wurde, wurde das Palais Hessen-Rotenburg am Königsplatz Dienstgebäude der preußischen Regierung.

Bereits beim Einzug wurde deutlich, daß die beschränkten Raumverhältnisse diesen Standort nur zu einer Übergangslösung machen konnten. Schon damals war die Verwaltung gezwungen, mehrere Außenstellen einzurichten. Recht bald rückte daher der Standort der Chattenburg für einen Neubau eines Dienstgebäudes in den Mittelpunkt der Überlegungen. Nachdem die Ruine der Chattenburg 1870 vollständig abgetragen war, wurde der vorhandene Chattenburgkeller von der Generalverwaltung des kurfürstlichen Hausfideikommissars erworben und in den Neubau einbezogen, der nach siebenjähriger Bauzeit das Regierungs- und Justizgebäude fertiggestellt.

Das Monumentalgebäude im Stil der Gründerzeit, das bereits von Zeitgenossen als "großer überdimensionierter Backsteinkasten" bezeichneten, wurde in einer Höhe von drei Geschossen auf den Fundamenten der Chattenburg errichtet. Der östliche Teil des Gebäudes, in Richtung der Altstadt, war für die Justizbehörden bestimmt, der westliche Teil wurde der Regierung zur Verfügung gestellt. Vom Frühsommer 1882 bis zur Zerstörung Kassels 1943 hat die Regierung ihren Dienstsitz in dem Gebäude am Schloßplatz behalten.

Durch die Einbeziehung der Dienststelle des Bezirksausschusses seit 1885 mußten Teile der Behörde in andere Gebäude verlegt werden, die mit dem Hauptsitz in keinem baulichen Zusammenhang standen. Bereits nach dreißigjähriger Nutzung erwies sich der Neubau als unzureichend, ohne weitere Ausbaumöglichkeiten zu bieten. So standen der Regierung zur Unterbringung zeitweise u.a. das Schloß Bellevue, das Kreishaus und das Landesmuseum zur Verfügung. Beim Bombenangriff auf Kassel am 22. Oktober 1943 wurden sämtliche von der Regierung genutzten Dienstgebäude zerstört - Ausweichquartiere in der Region (Sontra, Hofgeismar, Bad Hersfeld etc.) mußten in Anspruch genommen werden.

Im Jahr 1955 beauftragte das Hessische Finanziministerium nach Ausschreibung den Marburger Architekten Walter Freiwald mit der Planung eines neuen Regierungsgebäudes. Am 09. Oktober 1957 legte der Hessische Ministerpräsident Dr. Georg August Zinn dem Grundstein zu einem neunstöckigen Bau mit fast 450 Zimmern. 1959 konnte das Gebäude bezogen werden.

Der Bau des Regierungsgebäudes, das eine Länge von 102 m, eine Breite von 12 m und eine Höhe von 29 m hat, kostete 9,15 Millionen DM.

Von 1992 bis 2002  wurde das nach dem ersten Kasseler Nachkriegs-Regierungspräsidenten Dr. Fritz Hoch benannte Hauptgebäude des Regierungspräsidiums am Kasseler Steinweg Zug um Zug innen und außen renoviert.

Insgesamt hat die Grundsanierung des RP-Gebäudes, die die komplette EDV-Verkabelung, die Modernisierung der Büroräume, die Installation von Brandschutzeinrichtungen, die Dach- und die Fassadensanierung beinhaltet, knapp 30 Millionen DM gekostet.

Übersicht

Präsidentinnen und Präsidenten des Regierungspräsidiums Kassel.

In den ersten reichlich anderthalb Jahrzehnten lag die Leitung der Bezirksbehörde, entsprechend den allgemeinen preußischen Vorschriften, in der Hand des in Kassel residierenden Oberpräsidenten der neugeschaffenen Provinz Hessen-Nassau.

Der bisherige Königliche Administrator, Eduard v. Moeller, war der erste, der diese Stellung einnahm. Er war in Minden als Sohn einer gelehrten Familie und zugleich ein Landedelmann in dieser Vereinigung sonst gegensätzlicher Dinge" aufgewachsen, wie einer seiner Biographen vermerkt. v. Moeller selbst hat gelegentlich seinen Entschluß zur Beamtenlaufbahn als etwas sehr Extraordinäres" in seiner Familie bezeichnet.

Seine Neigung war ursprünglich mehr den Naturwissenschaften als der Jurisprudenz zugewandt. Nach dem Studium übernahm er zunächst eine Tätigkeit am Gericht in Minden und wechselte erst nach einigen Jahren in die Verwaltungslaufbahn über. Sein Aufstieg in verantwortungsvolle Posten erfolgte mit Schnelligkeit. Mit 25 Jahren war er Landrat, wenige Jahre darauf Staatskommissar bei der Köln-Mindener Eisenbahn und bald danach Eisenbahnkommissar für die westlichen Provinzen.

Im Alter von 34 Jahren, im Revolutionsjahr 1848, wurde er zum Regierungspräsidenten ernannt und mit der Vertretung des abwesenden Oberpräsidenten der Rheinprovinz betraut. Nach der Ablehnung eines Übertritts in die Ministerien übernahm er im Jahre 1849 die Leitung der Regierung Köln. In seinen verschiedenen Ämtern hatte er bis zu seinem Erscheinen in Kurhessen seine hervorragenden Verwaltungseigenschaften unter Beweis gestellt.

Auch parlamentarisch hatte v. Moeller sich zu betätigen versucht, sowohl 1849 im preußischen Abgeordnetenhaus, als späterhin im Reichstag. Indessen fehlte ihm die Gabe der freien Rede bei öffentlichem Auftreten. Im Budgetausschuß indessen, im kleineren Kreise, nahm er eine geachtete Stellung ein. Er galt als Anhänger der liberalen Richtung und war dadurch wohl besonders geeignet, in dem stark zum Nationalliberalismus neigenden Regierungsbezirk die innere Brücke zu Preußen schlagen zu helfen. Bei diesen Bemühungen kam ihm auf der anderen Seite bei den konservativen Kreisen in Preußen sein Ansehen bei König Wilhelm, dem er schon in der Revolutionszeit von 1848 in Koblenz bekannt geworden war, sicherlich zu Hilfe.

Für sein wohlausgewogenes Gefühl, das Alte und Neue organisch miteinander zu verbinden, zeugte seine Absicht, den alten Mittelpunkt hessischer Regententätigkeit, das Kattenburggelände, zum Sitz der neuen Verwaltungsbehörde Preußens zu machen. Sein historischer Sinn sowohl als sein Gefühl für echte Repräsentation bewegten ihn nach seinen eigenen Worten gleichermaßen zu seinem Entschluß. Während seiner Amtszeit wandte er sein Augenmerk auch der Pflege kultureller Einrichtungen zu. Der Kasseler Museenschatz wurde erst durch ihn der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seine reiche Erfahrung im Eisenbahnwesen kam ihm bei dem Ausbau des kurhessischen Streckennetzes zugute. Als die ersten Übergangsschwierigkeiten beseitigt waren, schied v. Moeller im September 1871 von seinem Kasseler Amt, um die Verwaltung des Reichslandes Elsaß-Lothringen zu übernehmen, eine Aufgabe, die der in Kassel geleisteten Arbeit in gewissem Sinne ähnlich, aber bei weitern schwieriger war. Daß sie v. Moeller übertragen wurde, beweist die Zufriedenheit Bismarcks mit der initiativereichen Tätigkeit v. Moellers in Kurhessen, Nach seinem Obertritt in den Ruhestand lebte v. Moeller bis zu seinem Tode im Jahre 1881 in der Stadt Kassel, die ihn im Dezember 1866 bereits zu ihrem Ehrenbürger ernannt hatte.

Ludwig v. Bodelschwingh wurde im Januar 1872 zum Nachfolger v. Moellers ernannt. Er stammte aus einer Familie des westfälischen Uradels und hatte nach vollendetem juristischem Studium im Jahre 1838 seine Laufbahn als Oberlandesgerichtsassessor begonnen. Wenige Jahre darauf wechselte er als Justitiar in den Verwaltungsdienst bei der Regierung in Minden über und blieb fortan Verwaltungsbeamter.

Von Minden wurde er als Regierungsrat an das Oberpräsidium der Provinz Sachsen in Magdeburg versetzt, wo er im Jahre 1848 nebenamtlich als Kommissar für den unter staatlicher Beteiligung durchgeführten Eisenbahnbau tätig war. Aus Magdeburg führte ihn sein Weg im Jahre 1850 als Abteilungsdirigent an die Regierung in Königsberg, 1851 nach Münster.

Im Jahre 1853 wirkte er als Vizepräsident der Regierung in Stettin. Aus dieser Tätigkeit wurde er zwei Jahre später als Direktor der Abteilung für Domänen und Forsten in das Finanzministerium berufen und gleichzeitig zum Wirklichen Geheimen Oberfinanzrat ernannt. Nach mehr als zehnjährigem Wirken im Ministerium kehrte er auf seinen eigenen Wunsch an den Ausgangsort seiner Verwaltungslaufbahn zurück und wurde Regierungspräsident in Minden.

Für die Stellung als Oberpräsident in Hessen-Nassau prädestinierte ihn vor allem seine Mitarbeit in den Oberpräsidien der Provinzen Sachsen und Pommern sowie seine Vertrautheit mit den Berliner Ministerialverhältnissen. Vielleicht spielte auch seine frühzeitige Erfahrung im Eisenbahnwesen, über die er wie sein Vorgänger verfügte, eine Rolle für diese Ernennung, denn der Eisenbahnbau forderte gerade in den Jahren des Oberpräsidiats v. Bodelschwinghs, ebenso wie zur Zeit seines Vorgängers, die rege Beteiligung der Provinzial- und Bezirksverwaltung. An der Planung für den Bau des Verwaltungsgebäudes der Regierung hat er bestimmenden Anteil genommen. Die Ursache seiner Verabschiedung im Anfang des Jahres 1875 ist nicht bekannt. Anscheinend wurde er bei diesem Anlaß zum Wirklichen Geheimen Rat ernannt. Nach seinem Ausscheiden lebte er bis zu seinem Tode im Jahre 1879 in Bonn.

August Freiherr v. Ende, war als Sohn eines kurhessischen Forstbeamten in Waldau bei Kassel geboren, hatte jedoch selbst niemals in kurhessischen Diensten gestanden. In den fünfziger Jahren war er als Landrat in Waldenburg in Schlesien tätig, späterhin wurde er Polizeidirektor in Breslau.

Von dort aus ging er als Regierungspräsident nach Düsseldorf. Am 17. Februar 1876 trat er sein neues Amt als Oberpräsident der Provinz Hessen-Nassau an. Sein Wirken ist für die Regierung in Kassel besonders bedeutsam geworden durch die endgültige Sicherung des Kattenburgplatzes für den Neubau des Justizpalastes und sein Interesse an der Neubauplanung. Politische Neigung bewies er schon im Jahre 1848 als Mitglied der Gagernpartei im Frankfurter Parlament. Freiheits- und Gerechtigkeitssinn rühmte man an ihm in Schlesien.

Als Gegner der Sozialisten und Mitglied des deutschen Reichstages stimmte er für das Sozialistengesetz von 1878. Im Zusammenhang hiermit, aber auch bei anderer Gelegenheit, stellte er gegen sozialdemokratische Zeitungen und Redner Strafanträge wegen Beleidigung. So beschränkte er sich auf die Gegnerschaft, ohne zu positiven, konstruktiven Versuchen überzugehen, die bestehende Situation und die vorhandenen Mißstände zu ändern. Auf sein Gesuch erhielt er im August 1881 die Entlassung aus dem Amte des Oberpräsidenten. Nach seinem Ausscheiden scheint v. Ende bis zu seinem Tode im Jahre 1889 keine dienstlichen Funktionen mehr ausgeübt zu haben.

Staatsminister Botho Graf zu Eulenburg, der am 17. August 1881 das Amt des Oberpräsidenten übernahm, legte bei dieser Gelegenheit sein Mandat im Preußischen Abgeordnetenhaus nieder. Graf Eulenburg war nach vollendetem Jurastudium in den Verwaltungsdienst eingetreten. Die Provinz Hessen-Nassau war ihm vertraut durch eine Tätigkeit als Regierungspräsident in Wiesbaden in den Jahren 1869-72.

Nach kurzer Dienstzeit in Metz war er im Jahre 1873 zum Oberpräsidenten in Hannover bestellt worden. Er war der Neffe und Nachfolger des preußischen Innenministers Graf Friedrich Albrecht zu Eulenburg. Das Werk seines Onkels, der die große Verwaltungsreform der siebziger Jahre in Preußen geleitet hatte, versuchte Eulenburg in den Jahren 1879-1881 fortzusetzen.

Bei den Bemühungen, die Aufsicht über die Gemeindeverwaltung an die Organe der Selbstverwaltung, die Kreisausschüsse, zu übertragen und den staatlichen Landrat in dieser Funktion auszuschalten, stieß Eulenburg auf den Widerstand Bismarcks und demissionierte deswegen im Februar 1881 aus seinem Ministeramte. Kurze Zeit später übernahm er das Amt des Oberpräsidenten. Er war der letzte Inhaber dieser Stellung, der gleichzeitig die Aufgaben des Regierungspräsidenten wahrnahm. Im Mai 1886 schied er aus diesen letzteren aus.

Im Jahre 1892 wurde er zunächst zum preußischen Ministerpräsidenten, dann zum Minister des Innern ernannt. Über die Umsturzvorlage gegen die Sozialdemokratie stürzte er im Jahre 1894. Bis zu seinem Tode im Jahre 1912 beschränkte er seine Tätigkeit fortan auf die Mitgliedschaft im Herrenhause.

Eduard Magdeburg aus Bieberich, war nach Vollendung des Jurastudiums und Anfangstätigkeiten in den Provinzen Hessen-Nassau, Brandenburg, Hannover und Schleswig-Holstein und im Aisne-Departement als Hilfsarbeiter im preußischen Ministerium des Innern tätig gewesen und von dort als vor-tragender Rat in das Reichsamt des Innern im Jahre 1881 berufen worden.

Seine Kasseler Tätigkeit übernahm er im Jahre 1884 zuerst in dem gleichen Range wie sein Vorgänger, als Regierungsvizepräsident; erst am 1. Juli 1886 wurde er zum Regierungspräsidenten ernannt. In der Beförderung kam die Veränderung der Stellung seines Amtes zum Ausdruck; denn praktisch war er der erste selbständige Leiter der Behörde, seitdem durch das Landesverwaltungsgesetz von 1883 die Leitungsbefugnis des Oberpräsidenten aufgehoben worden war.

Magdeburg's Wirken im Regierungsbezirk war nur von kurzer Dauer, denn schon am 6. Dezember 1886 wurde er zum Unterstaatssekretär und Wirklichen Geheimen Oberregierungsrat im Ministerium für Handel und Gewerbe ernannt. Späterhin kehrte er als Oberpräsident in die Provinz Hessen-Nassau zurück. Zuletzt war er Chefpräsident der Oberredienkammer. Im Jahre 1904 wurde er in den erblichen Adelsstand erhoben. Er starb im Jahre 1932.

Regierungspräsident Anton Rothe wurde am 11. März 1887 nach Kassel versetzt. Rothe gehörte offensichtlich der streng konservativen Richtung an und stand in einem lebendigen Verhältnis zur Kirche. Wie er selbst berichtet, hatte er in Berlin als Gemeindeältester wirksam Anteil genommen an der Erbauung der Heiligen-Kreuz-Kirche.

Wegen seiner konservativen Haltung verdächtigte ihn der sozialistische ,Thüringer Hausfreund", allem Anschein nach zu Unrecht, des Versuchs der Wahlbeeinflussung in seinem früheren Amtsbezirk.

Rothes Wirken in Hessen fällt in die Jahre des verschärften Kampfes gegen die Sozialdemokratie kurz vor der Aufhebung des Sozialistengesetzes und zugleich in die Zeit der ersten großen Wahlerfolge dieser Partei, wie auch der wachsenden Bedeutung der agrarsozialen-antisemitischen Strömungen.

So war die Versetzung Rothes nach Kassel sicherlich keine Verlegenheitslösung, sondern im Sinne der Stärkung der Staatsautorität gedacht. Den sozialen Fragen brachte Rothe politisches Verständnis engegen, wie seine Bemühungen um den Wucherverein und die Einrichtung der Raiffeisenkassen, seine Teilnahme an Tagungen des Deutschen Herbergenvereines zeigten.

Maximilian Graf Clairon d'Haussonville war nach einer Reihe von Landratsjahren in Schlesien zunächst Oberregierungsrat, dann Regierungspräsident in Koeslin gewesen, als er zum Amtsnachfolger Rothes ernannt wurde.

Als Landrat war er zeitweilig Mitglied des Abgeordnetenhauses. Am 18. August 1893 fand auf einer Plenarsitzung der Regierung seine Amtseinführung statt. Das Versprechen seiner Antrittserklärung, seine ganze Kraft und sein bestes Können zur Pflege und Förderung der ideellen und materiellen Interessen des Bezirkes einzusetzen, hat Clairon d'Haussonville wahrzumachen versucht durch eine Pflichterfüllung ohne Rücksicht auf seine Gesundheit. Als er im Frühjahr 1898 einen Urlaub erbat, zur Wiederherstellung seiner durch Überanstrengung im Dienst geschwächten Konstitution, war es ihm ein selbstverständliches Gebot der Pflicht, diesen Urlaub anläßlich der Reichstagswahl zu unterbrechen.

Im Sinne der sozialen Bestrebungen seiner Zeit trat Clairon d'Haussonville auf eine Aufforderung dem Verein für die Beschäftigung von Arbeitslosen bei, welcher die Kolonie Neu-Ulrichstein in Hessen ins Leben gerufen hatte. Wie weit ihm diese Tätigkeit eine Herzensangelegenheit war, ist schwer zu sagen. Doch nahm er an den Vorstandssitzungen teil. Im Ganzen hat man den Eindruck, daß Clairon d'Haussonville's Wesen geprägt war durch die wertvollen Qualitäten der Offiziers- und Beamtentradition, der er selbst und seine Vorfahren gedient hatten: Pflichterfüllung für den Staat und Fürsorge für den Menschen. In diesem Sinne spricht der Nachruf des Gardevereins in Kassel, dem Clairon d'Haussonville angehört hatte, von ihm als Jeuchtendes Vorbild königlicher Tugenden in warmer kameradschaftlicher Gesinnung.

Auch der Nachruf der Regierung rühmt die wahrhaft vornehme Gesinnung und gewinnende Herzensgüte des gerechten und wohlwollenden Vorgesetzen, neben dem Erfolg seiner amtlichen Tätigkeit. Im Frühjahr 1898 zog sich Clairon d'Haussonville auf einer Dienstreise eine schwere Erkältung zu, von der er nicht mehr genesen ist. Er starb in Merseburg am 28. Januar 1899.

August v. Trott zu Solz stammte aus einer Familie des hessischen Uradels. Er hatte seine Verwaltungslaufbahn als Regierungsassessor in Oppeln begonnen und war dann als Landrat in seiner Heimatprovinz zunächst in Höchst a. M., später in Marburg bestellt worden. Von hier aus führte die Karriere des eben erst vierzigjährigen Mannes in steilem Aufstieg in die Höhe.

Im Jahre 1894 wurde er zum Geheimen Regierungsrat im Ministerium des Innern ernannt, wo er in den folgenden Jahren die Stellung eines Vortragenden Rates einnahm.

Nach einem kurzen Zwischenspiel in Koblenz wurde er nach dem Tode Clairon d'Haussonville's zum Regierungspräsidenten seines heimatlichen Bezirkes ernannt und trat sein Amt am 18.2.1899 an. Sein besonderes Interesse in dieser Tätigkeit scheint der Förderung und Verbreiterung der Schulbildung gegolten zu haben. Zahlreiche Schulhausbauten entstanden während seiner Amtsführung.

Nach seinem Fortgang aus Kassel im Jahre 1905 bekleidete er den Posten des Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg, 1909 wurde er zum Kultusminister ernannt und in den Jahren 1917-1919 übernahm er das Oberpräsidentenamt seiner Heimatprovinz. Danach lebte er auf dem ererbten Besitz. Neben seiner Beamtentätigkeit war er zeitweilig Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses sowie Kammerherr.

Wie manche seiner Vorgänger, so war auch Percy Graf v. Bernstorff, gleichzeitig Verwaltungsbeamter und Politiker. Sein Wesen war durch seine Herkunft und Erziehung geprägt. Einer seiner frühesten Vorgesetzten fand ihn sehr stark durch familiäre Interessen gebunden. Soweit Personalakten mit ihrer Anhäufung von Urlaubsgesuchen aus den verschiedensten Jahren als Grundlage zu einem Urteil über eine Persönlichkeit dienen können, scheinen sie diese frühe Charakterisierung Bernstorffs zu bestätigen.

Einen wesentlichen Teil seines Interesses beanspruchte offensichtlich die vormundschaftliche Verwaltung des Familienfideicomisses. Seine Liebhaberei gehörte dem Reisen und Reiten. In die Türkei zu seinem Bruder, nach Frankreich zur Weltausstellung, nach Westindien, in die Bäder der großen Welt führte ihn sein Weg. Dem Reiten huldigte der frühere Rittmeister der Gardedragoner noch täglich in seinen Kasseler Jahren.

Selbstbewußtsein, verbunden mit gesellschaftlicher Gewandtheit im Verkehr mit Höhergestellten und Untergebenen, wußte sein Vorgesetzter in Potsdam an ihm zu rühmen. Doch war sein Verhältnis zu den Untergebenen sicherlich korrekt, wurde aber von diesen als Unnahbarkeit und Kühle empfunden. Nach der Beendigung des juristischen Studiums war er zunächst als Regierungsreferendar den Regierungen in Wiesbaden und Potsdam zur weiteren Ausbildung überwiesen.

Im Jahre 1885 wurde er als Regierungsassessor in Königsberg beschäftigt. Zwei Jahre später wurde ihm zunächst kommissarisch, seit 1888 endgültig, das Amt des Landrates im Kreise Ostpriegnitz übertragen. Hier wurde er im Jahre 1893 zum Mitglied des Abgeordnetenhauses gewählt. Bis zum Jahre 1901 nahm er an dessen Sessionsperioden teil. Wenn auch seine Vorgesetzten von seiner guten politischen Urteilsbefähigung überzeugt waren, so scheint ihn doch seine Abgeordnetentätigkeit innerlich nicht sehr in Anspruch genommen zu haben; denn im Jahre 1898 beabsichtigte er, während der Sitzungsperiode gleichzeitig eine militärische Reserveübung abzuleisten.

Von 1901 bis 1905 war Graf Bernstorff als Polizeidirektor mit dem Charakter eines Polizeipräsidenten in Potsdam tätig. Von hier aus wurde er zum Regierungspräsidenten in Kassel bestellt, wo er am 2. Juni 1905 die Leitung der Geschäfte übernahm. Länger als jeder seiner Vorgänger hat v. Bernstorff die Geschicke der Regierung Kassel geleitet. In seine Dienstzeit fallen der wirtschaftliche Aufstieg in den Jahren vor 1914, ebenso wie der Beginn der wirtschaftlichen Depression durch die Demobilisierung der im Kriege stark ausgedehnten industriellen Fertigung. Den mit dem Aufschwung der Industrialisierung verbundenen Sieg der Sozialdemokratie in Kassel hat er nicht verhindern können.

Bemühungen in seiner Amtsperiode, die Anhänger des monarchischen Regierungssystems seit 1906 in dem Reichsverband gegen die Sozialdemokratie zu sammeln, blieben auf die Dauer ohne eine echte Wirkung. Sozialhygiene, durch den Bau von Krankenhäusern, Wasserleitungen und Kanalisationen, und Schulwesen fanden während seiner Amtstätigkeit wesentliche Förderung. Ein knappes Jahr nach dem Ausbruch der Revolution, im September 1919, nahm Graf Bernstorff seine Entlassung aus dem Staatsdienst. Er starb im Jahre 1930.

Regierungspräsident Gustav Springorum, aus einer Dortmunder Familie stammend, aber als Beamtensohn im Rheinland aufgewachsen, war im Regierungsbezirk nicht unbekannt, als er am 11. Oktober 1919 zum Regierungspräsidenten ernannt wurde.

Nach Vollendung des juristischen Studiums und der Ausbildungszeit für den höheren Verwaltungsdienst hatte er in seiner rheinischen Heimat und bei der Regierung in Erfurt gewirkt.

Acht Jahre Tätigkeit als Landrat in Waldbroel lagen bereits hinter ihm, als er mit der Vertretung des erkrankten Landrates in Fulda im Jahre 1903 beauftragt wurde und in dieser Stellung seine erste Bekanntschaft mit den Verhältnissen des Regierungsbezirks Kassel machte. Hier gelang es ihm, dem Evangelischen, der sich in seiner Jugend den Anfängen des theologischen Studiums gewidmet hatte, und der auch im katholischen Fulda aus seinem evangelischen Bekenntnis kein Hehl machte, sich binnen Jahresfrist das Vertrauen der katholischen Kreisbevölkerung zu erwerben. Daher wurde er im Jahre 1904 mit dem Einverständnis des Kreises zum dortigen Landrat ernannt.

Während seiner Tätigkeit im Rheinland hatte er Gelegenheit gehabt, in enge Berührung mit Fragen der Landwirtschaft und der Industrie zu kommen. Er hatte sich dabei Verdienste erworben, die sowohl durch die rheinische Landwirtschaftskammer als auch durch die Handelskammer in Bonn anerkannt wurden. Auch in Fulda galt sein Interesse ähnlichen Fragen, aber auch zugleich den Angelegenheiten der Kirchenpolitik und des Schulwesens.

Seine Vertrautheit mit wirtschaftlichen Angelegenheiten war wohl die Ursache für seine Berufung nach Wiesbaden im Jahre 1912, als dort auf Grund des Gesetzes von 1911 das Oberversicherungsamt begründet wurde. Als Oberregierungsrat und Leiter dieses Amtes war Springorum von 1912 ab dort tätig, gegen Ende seiner Tätigkeit in Wiesbaden war er Dirigent der Präsidialabteilung und damit zugleich Vertreter des Regierungspräsidenten. Sein mannhaftes Auftreten gegen den rheinischen Separatisten Dorten brachte ihn in Schwierigkeiten mit den Besatzungsstellen und trug ihm die Ausweisung aus dem besetzten Gebiet ein.

In diesem Augenblick berief ihn das Ministerium auf den Posten des Regierungspräsidenten in Kassel. Springorums Amtstätigkeit fällt in die Periode der wirtschaftlichen und politischen Wirren der ersten Nachkriegsjahre. Ernährungsschwierigkeiten, Arbeitslosigkeit, Ausstände und Streiks, Revolution im Kapp-Putsch und örtliche politische Auseinandersetzungen, Inflation mit zuletzt täglich in ungeahntem Maße steigender Entwertung des Geldes, Rhein-landbesetzung und passiver Widerstand an der Ruhr, Verwaltungsreorganisation und Reichsreform, diese Schlagworte allein bezeichnen den ungefähren Umfang der Schwierigkeiten, unter denen sich Springorums Amtsführung vollzog.

Es bedurfte der heimischen westfälischen Zähigkeit und rheinischen Verbindlichkeit, um in all diesen Schwierigkeiten immer wieder am rechten Orte das rechte Wort des Ausgleiches zu finden, neu auftauchende Gefahren vielleicht von Anbeginn durch geeignete Maßnahmen zu bannen. Neben den täglichen Forderungen, die sein Amt an ihn stellte, fand er noch Zeit sich Dingen zu widmen, die ihm am Herzen lagen. In den Verbänden der evangelischen karitativen Vereine und der Inneren Mission hat er von seiner Waldbroeler Landratszeit an bis an sein Lebensende an wichtigen Stellen mitgewirkt.

Er hat in dieser Weise ein Streben aus seinen jungen Jahren stetig weiterverfolgt, als er noch beabsichtigte, an den Arbeiten Bodelschwinghs sich hauptamtlich zu beteiligen. In seinem Amte widmete er sich mit besonderer Liebe den Aufgaben der Jugendpflege, der Förderung von Sport und Wandern, vor allem für die schulentlassene Jugend. Seiner Unterstützung verdankten die Jugendverbände den Ausbau der Burg Ludwigstein zur Jugendburg. Die Arbeitslast seines Amtes bewältigte er bei einer nur schwachen Gesundheit, die in den Jahren nach 1923 immer stärker Zeichen des Kräfteverfalls erkennen ließ. Nach seiner frühzeitigen Pensionierung zum 31. Januar 1926 ist er im April 1927, fast völlig erblindet, in einem Berliner Krankenhause gestorben.

Erst drei Monate nach der Pensionierung Springorums wurde Dr. Otto Stoelzel am 1. Mai 1926 zum Regierungspräsidenten bestellt. Er war als Sohn eines führenden preußischen Juristen, Adolf Stoelzel, in Kassel geboren.

Nach dem Studium der Rechtswissenschaften hatte er im wesentlichen im Richterstande dem preußischen Staate gedient. Im Jahre 1900 war er Landrichter in Neuruppin, später in Berlin. Einige Jahre darauf, 1907, wurde er zum Oberlandesgerichtsrat in Celle ernannt. Schon während dieser Zeit wandte sich sein Interesse dem Verwaltungsrecht und seinen Fragen zu. Daher wurde Stoelzel im Jahre 1911 als Hilfsrichter dem Oberverwaltungsgericht in Berlin beigegeben und erhielt bald darauf eine Honorardozentur für Verwaltungsrecht bei der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin.

Diese Berufungen waren nur die Vorstufen für eine Tätigkeit als Vortragender Rat im Ministerium des Innern. Im Jahre 1925 bekleidete Stoelzel dort als Ministerialdirigent den Posten eines Leiters der Unterabteilung II b für Rechtssachen, besonders für Angelegenheiten des Staatsangehörigkeits- und Standesamtswesens. Diesen Interessen diente er auch durch Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten.

Neben seiner Tätigkeit im Ministerium war Stoelzel Mitglied der Prüfungskommission für höhere Verwaltungsbeamte und des Gerichtshofes zur Entscheidung von Kompetenzkonflikten. Die Tätigkeit als Regierungspräsident hat Stoelzel nur wenige Monate versehen. Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt im Februar 1927 übernahm er eine Honorarprofessur für Verwaltungsrecht an der Philippsuniversitit in Marburg. Er starb hier im Jahre 1945.

Dr. Ferdinand Friedensburg wurde als Nachfolger Stoelzels zum Regierungspräsidenten berufen und trat sein Amt am 16.3.1927 an. Nach dem Abschluß des Bergbaustudiums legte er am Oberbergamt Breslau die Prüfung zum Bergassessor ab. Die Jahre 1914 bis 1918 war er Kriegsgefangener. bzw. in der Schweiz interniert.

Erst nach dem Weltkriege trat er in den Verwaltungsdienst über und war in den Jahren 1921-1925 Landrat in Rosenberg, einem der wenigen bei Preußen verbliebenen westpreußischen Kreise. Von dort aus wurde er im Jahre 1925 als Polizeivizepräsident nach Berlin berufen. Nach zweijähriger Tätigkeit im Berliner Polizeipräsidium kam Friedensburg nach Kassel, in einen Wirkungskreis, dessen Lebensgewohnheiten ihm nicht ganz fremd waren, seit er als junger Mensch in Marburg studiert und auf Reisen die hessische Landschaft kennen gelernt hatte.

Sofort nach seinem Amtsantritt begann er in einer Reihe von Dienstfahrten eine Bereisung seines neuen Amtssprengels, um durch eigene Anschauung Grundlagen für die Gestaltung seiner Tätigkeit auf Grund der Gegebenheiten des Bezirkes zu finden. Im Vordergrund seines Interesses standen auf diesen Besichtigungen die wirtschaftlichen Fragen. Dabei betonte er immer wieder, daß es ihm nicht an einer einseitigen Unterrichtung gelegen sei. Vielmehr legte er Wert darauf, sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber bei seinen Betriebsbesichtigungen kennenzulernen und ihre Sorgen zu hören.

Neben den Industriebetrieben wurden regelmäßig auch Landwirtschafts- und Forstbetriebe besichtigt. Auch die Kreditinstitute der Sparkassen wurden in diesen Rahmen miteinbezogen. In den folgenden Dienstjahren wandte sich sein Interesse vor allem der Erschließung von Kraft-Fernverkehrslinien zu.

Auf dem kulturellen Sektor standen die Schulfragen im Vordergrund des Interesses. Schulhäuser und ihre innere Einrichtung, auch die Ausstattung der Klassen wurden mit kritischen Augen betrachtet. Gelegentlich war auf den Besichtigungen, z. B. in der Grafschaft Schaumburg, die Teilnahme des Regierungspräsidenten an Unterrichtsstunden vorgesehen. Friedensburgs Urteil war kritisch und scharfsinnig und wurde gelegentlich auch unverblümt ausgesprochen. Wie er bei einer Dienstreise nach Hanau den dortigen Landrat bat, daß für unproduktive Aufenthalte möglichst wenig Zeit verbraucht wird, so stand auch die Be-amtenschaft seiner Behörde unter dem Eindruck einer Persönlichkeit, die an die eigene Person wie an die der Untergebenen strenge Maßstäbe anlegte.

Unpünktlichkeit im Dienst war mit der dem Regierungspräsidenten eigenen Arbeitskraft und Arbeitsfreudigkeit nicht zu vereinen. Gegenüber den zahlreichen Anforderungen auf die Vermehrung des Personals zur Erfüllung gesteigerter Arbeitsverpflichtungen reagierte Friedensburg nur selten. Bei wirklich auftretenden Schwierigkeiten,verfolgte er ein Schwerpunktprogramm, das Arbeitskräfte von momentan geringer wichtigen Plätzen abzog und an der Katastrophenstelle einsetzte. Gelegentlich fand er, daß nach der Aufarbeitung entstandener Reste ein Verbot genüge, neue Restarbeiten entstehen zu lassen.

Die Erhaltung der vollen Arbeitswirksamkeit der Behörde bei sparsamstem Mitteleinsatz sah Friedensburg als seine Aufgabe in einer Zeit an, als die große Wirtschaftskrise die Grundlagen des Staates erschütterte. Wesentliche Bemühungen Friedensburgs galten der Stärkung der demokratischen politischen Kräfte und der Verbreitung des republikanischen Gedankens. Seine Mitarbeit in der Deutschen Demokratischen Partei wie auch Ansprachen vor den Mitgliedern der demokratischen Organisationen dienten diesem Ziele ebenso wie die behördliche Pflege des Verfassungstages oder sein disziplinarisches Vorgehen gegen Amtsverletzungen radikalgesinnter Beamter.

Die Verknüpfung der Stellung eines politischen Beamten mit den politischen Fragen der Zeit führte zu Zusammenstößen mit rechtsradikalen Richtungen, Auseinandersetzungen, die von beiden Seiten mit Verve ausgefochten wurden. Wegen seines Eintretens für die republikanischen Parteien und Verbände wurde Friedensburg bald nach dem Beginn des nazistischen Regimes durch einen besonderen Kabinettsbeschluß seiner Stellung enthoben. Am 24. Februar 1933 mußte er die ihm liebgewordene Arbeit verlassen. In einer Sitzung der Regierungsmitglieder und des Beamtenausschusses sowie in einem persönlichen Durchgehen der Arbeitszimmer verabschiedete er sich von seinen Mitarbeitern.

Von der Gestapo wurde Friedensburg aus politischen Gründen 1935 für mehrere Monate inhaftiert.Während des Dritten Reichs war er als Privatgelehrter auf dem Gebiete der Montanwirtschaft tätig.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Ferdinand Friedensburg von den Russen als Präsident der "Deutschen Zentralverwaltung der Brennstoffindustrie in der sowjetischen Besatzungszone" eingesetzt. In dieser Eigenschaft hatte er die Leitung über den Kohlenbergbau, die Elektrizitätsversorgung und die Kraftstoffgewinnung in Berlin und der sowjetischen Besatzungszone. Als Mitbegründer der CDU in Berlin beteiligte er sich auch aktiv an den Berliner Wahlen nach 1945. Dem gewählten Magistrat von Groß - Berlin gehörte er als stellvertretender Bürgermeister an.

Seinem Verhandlungsgeschick und dem couragierten Auftreten ist es im wesentlichen zu verdanken, dass die Berliner Forsten sowie viele Parkanlagen während der Blockadezeit nicht abgeholzt wurden, wie es die drei Westkommandanten befohlen hatten. Friedensburg verhinderte auch die Sprengung der Siegessäule, die vor allem die Franzosen mit Zustimmung der Engländer und Russen gefordert hatten.

Während der Blockadezeit amtierte Friedensburg kommissarisch als letzter Oberbürgermeister von Groß-Berlin bis Volkspolizisten ihn am 1.12.1948 daran hindern, seine Amtsräume im Ostberliner Rathaus zu betreten
Dem Deutschen Bundestag gehörte er als Berliner Abgeordneter zwischen 1952 und 1965 an.
Seit 1953 war er Professor für Bergwirtschaftslehre an der TU Berlin sowie von 1945 - 1968 Präsident des Institutes für Wirtschaftsforschung.

1971 wurde er Ehrenbürger der Stadt Berlin. Hochbetagt, im Alter von fast 86 Jahren, verstarb Ferdinand Friedensburg am 11. März 1972.

Die Geschichte des Regierungspräsidiums Kassel wurde schon zweimal recht ausführlich beschrieben: einmal von der Gründung im Jahre 1867 bis in die 1950er und ein anderes Mal für die Zeit vom Beginn der Bundesrepublik Deutschland bis in die Gegenwart. Nahezu völlig unerforscht blieben die Zeit des Nationalsozialismus und die Rolle des Regierungspräsidiums im Herrschaftssystem der Nationalsozialisten.

Informationen darüber finden Sie auf der Seite "Publikationen" in unserem Report 2015 (Seite 6 - 11) - Werkstattbericht "Forschungsprojekt zur Rolle des Regierungspräsidiums Kassel im Nationalsozialismus" von Nadine Freund.

Die Geschichte des Regierungspräsidiums Kassel wurde schon zweimal recht ausführlich beschrieben: einmal von der Gründung im Jahre 1867 bis in die 1950er und ein anderes Mal für die Zeit vom Beginn der Bundesrepublik Deutschland bis in die Gegenwart. Nahezu völlig unerforscht blieben die Zeit des Nationalsozialismus und die Rolle des Regierungspräsidiums im Herrschaftssystem der Nationalsozialisten.

Informationen darüber finden Sie auf der Seite "Publikationen" in unserem Report 2015 (Seite 6 - 11) - Werkstattbericht "Forschungsprojekt zur Rolle des Regierungspräsidiums Kassel im Nationalsozialismus" von Nadine Freund.

Die Aufgabe, die dem neuen Regierungspräsidenten Dr. Fritz Hoch im Jahre 1945 gestellt wurde, war wohl schwieriger, als sie je einer seiner Amtsvorgänger zu meistern gehabt hatte. Die Dienstlokale der Behörde waren zerstört und die Arbeitsunterlagen in ihrer Masse verlorengegangen. Das eingearbeitete Personal war durch die Folgen der Evakuierung, der Kriegsgefangenschaft und der Entnazifizierung in seiner Zahl weitgehend reduziert.

Das zu verwaltende Gebiet wurde mehr und mehr mit Flüchtlingen überschwemmt, seine Wirtschaft war in fast völligen Stillstand geraten, die Industriebetriebe zum großen Teil zerstört oder als Rüstungsbetriebe zur Demontage bestimmt, die Bezirkshauptstadt so gut wie vernichtet. Arbeitslosigkeit und Hunger, Zerreißung der Verkehrsverbindungen, Geldzerrüttung und Gleichgültigkeit der Menschen gegen Recht und Gesetz bedrohten die Reste staatlicher Gemeinschaft, die den Zusammenbruch überstanden hatten.

Neuaufbau auf allen Gebieten war die Forderung der Stunde: Verwaltung, Arbeit, Wirtschaft, Ernährung, Wohnung, Verkehr, Gesundheitswesen, Schulen. Die Frage der Stellvertretung des Behördenchefs war für den inneren Geschäftsbetrieb der Regierung schon wesentlich, bevor die Trennung der Geschäfte von Oberpräsidium und Regierung erfolgt war. Solange der Oberpräsident formal die Leitung der Regierung innehatte, konnte er in Fällen der Abwesenheit des Regierungsvizepräsidenten die Führung aller Geschäfte persönlich übernehmen und hat dies auch getan. In Ausnahmefällen beauftragte er einen der drei Oberregierungsräte und Abteilungsleiter mit der Wahrnehmung der speziellen Vertretungsgeschäfte.

Eine neue Regelung ständiger Vertretung erfolgte durch das Landesverwaltungsgesetz vom Jahre 1883. Dort wurde der Oberregierungsrat, der dem Regierungspräsidenten beigegeben war, der Dirigent der Abteilung 1, mit dieser Aufgabe betraut. Im Verhinderungsfalle trat einer der anderen Oberregierungsräte der Regierung an seine Stelle. Die grundsätzliche Regelung vom Jahre 1883 blieb bis über das Ende der preußischen Verwaltung hinaus erhalten. Allerdings verlieh die preußische Besoldungsordnung vom Jahre 1924 den Oberregierungsräten bei den Regierungen als 1. Stellvertretern des Regierungspräsidenten die Amtsbezeichnung eines Regierungsvizepräsidenten.

Die Bindung zwischen dem Amt des ständigen Stellvertreters und der Leitung der alten Abteilung I erlosch bei der Regierung in Kassel erstmals im Jahre 1947, als der damalige Regierungsdirektor Dr. Wiechens endgültig die ständige Vertretung des Präsidenten übernahm. Nach seinem Ausscheiden im Jahre 1949 blieb der Posten zunächst unbesetzt, wohl wegen der damals noch in Gang befindlichen Diskussion über die eventuelle Aufhebung der staatlichen Mittelinstanz. In den Jahren 1952/53 war der bisherige Leiter der Abteilung III, Regierungsdirektor Ratjen, mit Beibehaltung seiner alten Amtsbezeichnung, als ständiger Vertreter und zugleich als Leiter der Präsidial-abteilung bestellt. Sein Amtsnachfolger Strack war zunächst noch als Regierungsdirektor zugleich Leiter der Abteilung I, wurde dann aber zum 1. April 1954 zum Regierungsvizepräsidenten ernannt. Mit der Konsolidierung der staatlichen Mit-telinstanz durch die Gesetzgebung der Jahre 1952/53 war nun auch die Wiedereinführung der preußischen Amtsbezeichnung verbunden. Nach dem Ausscheiden Stracks wurde der Leiter der Präsidialabteilung, Schneider, zugleich zum ständigen Vertreter im Jahre 1955 ernannt und erhielt 1956 die Amtsbezeichnung eines Regierungsvizepräsidenten.

Herr Schneider wurde am 20. Juli 1911 in Berlin geboren. Nach dem Jurastudium war er zunächst Assessor beim Amtsgericht Kassel und dann Justitiar bei der AOK Kassel. Nach Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft wurde er 1953 als Regierungsrat beim Regierungspräsidium Kassel eingestellt. Vom 1. Januar 1962 bis 31. August 1975 war er Kasseler Regierungspräsident.

Herr Dr. Vilmar wurde am 28. Juni 1933 in Kassel geboren. Nach dem Jurastudium war er zunächst Assessor im Regierungspräsidium Kassel.
1965 wurde er als Rechtsberater zur Kreisverwaltung Marburg delegiert.
1966 wählte ihn der Marburger Kreistag zum Landrat. Dieses Amt hatte er bis Anfang 1975 inne.

Am 1. September 1975 wurde Dr. Vilmar Nachfolger des Regierungspräsidenten Alfred Schneider. 1979 wechselte er als Staatssekretär zum Hessischen Kultusministerium.

1984 wurde er erneut Regierungspräsident in Kassel als Nachfolger von Regierungspräsident Fröbel.

Herr Fröbel wurde am 22. Dezember 1921 in Sommerfeld (Niederlausitz) geboren. Nach Abitur, Kriegsdienst und amerikanischer Kriegsgefangenschaft studierte er Volkswirtschaft an der Universität Marburg. 1952 wurde er persönlicher Referent des Hauptgeschäftsführers der Industrie- und Handelskammer Kassel, 1953 übernahm er dort die Verkehrsabteilung. 1959 wurde er Mitglied der IHK-Geschäftsführung. Seit 1960 in der Kasseler Stadtverordnetenversammlung wurde er 1968 F.D.P.-Fraktionsvorsitzender. Gleichzeitig war er auch F.D.P.-Fraktionsvorsitzender der Regionalen Planungsgemeinschaft Nordhessen. 1979 wurde er als Nachfolger von Dr. Burghard Vilmar Kasseler Regierungspräsident.

Informationen unter 1975 - 1979.

Herr Dr. Wilke wurde am 25. Mai 1930 in Berndorf (Landkreis Waldeck-Frankenberg) geboren.

Nach einer Landarbeits- und Landwirtschaftslehre erwarb er die Hochschulreife an der Höheren Landbauschule in Witzenhausen, an die sich ein sechssemestriges Studium der Landwirtschaft in Gießen anschloß. Es folgte eine zweijährige Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Landwirtschaftliche Betriebslehre der Justus-Liebig-Universität. Dort promovierte er auch 1960 zum Doktor agr. in der Fachrichtung Betriebswirtschaft.

Nach dem Besuch des landwirtschaftlich-pädagogischen Instituts in Gießen und einem Jahr Referendarzeit in Fritzlar legte er 1962 das Assessoren-Examen ab. Seine berufliche Laufbahn begann Dr. Wilke als Dozent am Hessischen Landwirtschaftlichen Beraterseminar Rauischholzhausen. 1968 - 1969 wurde er beurlaubt, um die Leitung der Landvolkhochschule Friedrichsdorf/Ts. zu übernehmen. Noch im gleichen Jahr wechselte er in das Hessische Landwirtschaftsministerium, wo er als Referent für Beratung und Erwachsenenfortbildung tätig war.

Frau Stiewitt wurde am 7. Januar 1943 in Schöningen (Niedersachsen) geboren.

Nach dem Abitur arbeitete sie als Ingenieurassistentin bei der Fa. Siemens. Von 1966 bis 1971 als Diplom-Sozialwirtin in Göttingen tätig. 1972 wurde sie Referentin des Oberbürgermeisters und später Amtsleiterin in Duisburg. 1984 wechselte sie als Referentin zum Umweltministerium des Landes Nordrhein-Westfalen. 1987 wurde sie Beigeordnete für Schule, Kultur und Sport der Stadt Herne.

Von 1991 bis Mai 1993 war sie Regierungspräsidentin in Kassel, von Juni 1993 bis Apr995 Hessische Ministerin für Frauen, Arbeit und Sozialordnung. Von 1995 bis 2003 war sie Mitglied des Hessischen Landtages.

Frau Friedrich wurde am 28. März 1941 in Gütersloh (Nordrhein-Westfalen) geboren. Nach dem Abitur studierte sie zuerst Medizin und dann Jura in Münster und Tübingen. Nach der Zweiten Juristischen Staatsprüfung war sie als Gerichtsassessorin, Staatsanwältin und Richterin in Baden-Württemberg tätig. 1973 wechselte sie als Justitiarin zur Gesamthochschule Essen, 1977 wurde sie Kanzlerin der Fachhochschule Dortmund. 1986 wechselte Frau Friedrich als Abteilungsleiterin zum Hessischen Ministerium für Umwelt, Energie und Bundesangelegenheiten. 1993 wurde sie Regierungspräsidentin in Kassel. 1996 wechselte sie als Leiterin der Zentralabteilung zum Hessischen Ministerium für Frauen, Arbeit und Sozialordnung.

Herr Hilgen wurde am 9. Februar 1954 in Tann/Rhön (Landkreis Fulda) geboren.

Nach dem Abitur und einem juristischen Studium wurde er 1980 Referent des Oberbürgermeisters der Stadt Kassel. 1986 wurde er Leiter des Rechtsamtes der Stadt Kassel. 1991 wechselte er als Leiter der Abteilung M (Politische Grundsatzfragen und persönliches Büro des Ministerpräsidenten) in die Hessische Staatskanzlei.

1995 wurde er Leiter der Abteilung für Landespolitik in der Hessischen Staatskanzlei. Vom 1. Juli 1996 bis zum 6. Mai 1999 war er Regierungspräsident in Kassel. Bis Aug. 2005 war er Geschäftsführer des Kommunalen Gebietsrechenzentrums Kassel. Von 2005 bis 2017 war Bertram Hilgen Oberbürgermeister der Stadt Kassel.

Frau Scheibelhuber wurde am 10. November 1951 im bayerischen Triftern als zweites von vier Kindern geboren. Ihr Vater war selbständiger Handwerksmeister, die Mutter Hausfrau.
In den 70er Jahren studierte sie Jura und Psychologie in München und Heidelberg, Anfang der 80er Jahre erhielt sie ihre Zulassung als Rechtsanwältin. Von 1980 bis 1983 arbeitete sie als wissenschaftliche Assistentin an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer. Anschließend war sie zwei Jahre lang Referentin im Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen.

Von 1985 bis 1988 arbeitete sie als Pressesprecherin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit. 1985/86 absolvierte sie neben der Tätigkeit im Ministerium eine journalistische Ausbildung am Journalistischen Seminar der Universität Mainz.

Von 1988 bis 1989 war sie als Ägyptenreferentin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit tätig. 1989 begann die Zusammenarbeit mit Dr. Alfred Dregger, zuerst als persönliche Referentin des Fraktionsvorsitzenden. Mit der Übernahme des Ehrenvorsitzes der CDU-Bundestagsfraktion durch Herrn Dr. Dregger fungierte sie als Büroleiterin.

1996 wurde Frau Scheibelhuber Bürgermeisterin der Stadt Fulda (Dezernat Januar 1996 bis August 1998: Wirtschaft und Verkehr, Grundstücksamt, Städtisches Klinikum Fulda, Soziales, Jugend und Familie, Städtisches Altenzentrum; ab August 1998: Sport, Schulen, Städtisches Klinikum, Soziales, Jugend und Familie, Städtisches Altenzentrum). 2003 wurde sie Staatssekretärin im Hessischen Ministerium des Inneren und für Sport.

Herr Klein wurde am 30. Oktober 1943 in Breitscheid Kreis Düsseldorf-Mettmann (heute Mettmann) als zweites von fünf Kindern geboren. Er besuchte die Volksschule in Kettwig - Mintard und absolvierte von 1958 bis 1961 eine Feinmechaniklehre bei AEG, Fabrik Heiligenhaus. Anschießend war er als Feinmechaniker weiter bei der AEG bzw. der Color-Emag in Ratingen beschäftigt.

Am 1. März 1963 trat er als Polizeivollzugsbeamter in Eschwege in den Bundesgrenzschutz (BGS) ein. Nach der Grundausbildung wurde er nach Fuldatal - Ihringshausen versetzt. Während der BGS-Zeit besuchte er die Grenzschutzfachschule und die Abendschule in Kassel.

Im September 1970 begann er beim Regierungspräsidenten in Kassel die Ausbildung für den gehobenen Verwaltungsdienst und war anschließend im Verkehrsdezernat tätig.

1975 wurde er zum Bürgermeister der Stadt Battenberg (Eder) gewählt. Dieses Amt übte er bis 31. März 1996 aus. 1996 wurde Herr Klein zum 1. Beigeordneten und Kämmerer des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen- mit Sitz in Kassel- gewählt.

Nach der Landtagswahl im Februar 2003 ernannte die Landesregierung Herrn Klein zum Regierungspräsidenten. Die Amtseinführung erfolgte am 30. April 2003.

Außerdem nahm Herr Klein zahlreiche Ehrenämter wahr. Er war u. a. Schöffe am Amtsgericht in Kassel, gehörte fast zwei Jahrezehnte dem Verwaltungsausschuss des Arbeitsamtes Korbach an, war Mitglied und Vorsitzender des Verwaltungsrates der Sparkasse Battenberg, er gehörte Fachausschüssen des Hess. Städte- und Gemeindebundes, des Hess. Landkreis- und Städtetages sowie des Deutschen Landkreis- und Städtetages an.

Über 14 Jahre war er Mitglied des Kreistages Waldeck-Frankenberg und von 1988 bis 2003 Kreisvorsitzender der CDU Waldeck-Frankenberg. Seit dem Jahre 2000 ist Herr Klein Mitglied der Diözesanversammlung des Bistums Limburg.

Dr. Walter Lübcke wurde am 22. August 1953 in Bad Wildungen geboren.

Nach der Mittleren Reife 1972 absolvierte er eine Lehre zum Bankkaufmann. 1975 verpflichtete er sich für acht Jahre bei der Deutschen Bundeswehr, wo er eine Ausbildung zum Personalfachkaufmann absolvierte. Es folgte ein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der damaligen Gesamthochschule Kassel mit dem Schwerpunkt Personalwirtschaft und Arbeitsökonomie.
Dr. Lübcke war seit 1986 Mitglied der CDU und unter anderem von 1989 bis 2009 Mitglied der Stadtverordnetenversammlung Wolfhagen. Im Hessischen Landtag war er von 1999 bis 2009 zehn Jahre Abgeordneter in der CDU-Landtagsfraktion.

Am 21. Mai 2009 wurde er auf Vorschlag des damaligen Ministerpräsidenten Roland Koch durch den damalige Innenminister Volker Bouffier als Nachfolger von Lutz Klein zum Regierungspräsidenten für den Regierungsbezirk Kassel ernannt. Das beherzte Eintreten für die demokratischen Werte und das christliche Menschenbild – vor allem während der sogenannten Flüchtlingskrise der Jahre 2015 / 2016 - brachte ihm von vielen Seiten Respekt ein.
Heute kann festgestellt werden, dass dieses überzeugte Handeln und das uneingeschränkte Einstehen für Demokratie, Menschlichkeit und Rechtsstaatlichkeit ursächlich für seine Ermordung am 02. Juni 2019 in seinem Heimatort Wolfhagen-Istha war. In einem Trauergottesdienst in der Kasseler Martinskirche haben mehr als eintausend Menschen von ihm Abschied genommen. Polizei und Bundeswehr hielten die Ehrenwache am Sarg, den eine hessische Landesdienstflagge bedeckte.

Am 01. Dezember 2019 – dem hessischen Verfassungstag - wurde Dr. Walter Lübcke posthum die Wilhelm-Leuschner-Medaille – Hessens höchste Auszeichnung - durch Ministerpräsident a. D. Volker Bouffier verliehen.

Hermann-Josef Klüber ist am 27. Januar 1956 in Fulda geboren. Er studierte von 1977 bis 1982 Rechtswissenschaften an der Julius-Maximilian-Universtität Würzburg. Nach der Referendariatszeit und ersten beruflichen Stationen in Bayern kehrte er 1987 als Staatsanwalt nach Fulda zurück. Von 1995 bis 2005 war Klüber in verschiedenen Funktionen erst im Ministerium für Justiz- und Europaangelegenheiten in Erfurt und später als ständiger Vertreter des leitenden Oberstaatsanwalts beim Landgericht Erfurt tätig. Ab 2005 wechselte er in das Thüringer Innenministerium und von dort fünf Jahre später als Landespolizeivizepräsident in das Hessische Ministerium des Innern und für Sport. Ab 2014 erfüllte er die Funktion als Regierungsvizepräsident beim Regierungspräsidium Kassel. Nach dem Mord an Dr. Walter Lübcke übernahm er die Amtsgeschäfte und wurde im September 2019 zum Regierungspräsidenten ernannt. Zum 1. Februar 2022 ist Hermann-Josef Klüber in den Ruhestand eingetreten.

Klübers rund zweieinhalbjährige Amtszeit als Regierungspräsident war durch die Bewältigung des Verbrechens an Dr. Walter Lübcke und durch die Belastungen der Corona-Pandemie von außergewöhnlichen und vielschichtigen Herausforderungen geprägt. Als Behördenleiter hat Hermann-Josef Klüber den Umbau des RP Kassel in eine fortschrittliche und digitale Behörde, die sich als Dienstleister und attraktiver Arbeitgeber versteht, maßgeblich vorangetrieben. Dass das RP Kassel zeitgleich zu den genannten Weiterentwicklungsmaßnahmen und den Belastungen der Corona-Pandemie den zusätzlichen Auftrag und damit die Bearbeitung von rund 120.000 Corona-Soforthilfeanträgen bewältigen sowie die komplexe Eingliederung der Hessischen Bezügestelle vollziehen konnte, ist ebenfalls ein Beleg seines erfolgreichen Wirkens in der Behördenleitung. Darüber hinaus hat Hermann-Josef Klüber mit großer Überzeugung und Engagement den Begriff „NordOstHessen“ (NOH) etabliert und damit den Anstoß für eine Mentalität gegeben, die die Großräume Kassel und Fulda als eine sich vernetzende und gegenseitig stärkende Einheit versteht.

Hermann-Josef Klüber ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Aus Europa in die Region NordOstHessen: Mit Mark Weinmeister hat ein waschechter „Nordhesse mit Leib und Seele“, wie er sich selbst bezeichnet, das Amt des Kasseler Regierungspräsidenten angetreten.

Auch während seiner langjährigen Verantwortung in der hessischen Landesregierung in Wiesbaden und Brüssel hat er nie die Bande in seine Heimatregion lockergelassen. Eine Kombination, die dem Kabinett die Nachfolgeentscheidung für die Leitung des RP Kassel leicht machte: „Seine bodenständige und den Menschen zugewandte Art, sein offenes Ohr und seine breite Fachkenntnis prädestinieren ihn wie keinen anderen für dieses Amt“, sagte Hessens Ministerpräsident a. D. Volker Bouffier, als er Mark Weinmeister die Ernennungsurkunde zum Regierungspräsidenten überreichte.

Mark Weinmeister ist am 10. Juli 1967 in Kassel geboren. Er lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Guxhagen (Schwalm-Eder-Kreis) vor den Toren Kassels. Nach dem Abitur und Wehrdienst studierte Weinmeister von 1987 bis 1994 Deutsch, Geschichte und Politik für das Gymnasiallehramt in Göttingen. Sein Referendariat und Stationen als Lehrer führten ihn anschließend nach Guxhagen, Melsungen und Gudensberg.

Daneben ist Mark Weinmeister bereits seit seiner Jugend politisch aktiv: 1987 trat er in die CDU ein, war seit 1989 Mitglied der Gemeindevertretung in Guxhagen und seit 1993 Kreistagsabgeordneter im Schwalm-Eder-Kreis. 1999 legte Weinmeister den Lehrerberuf nieder und wechselte in die Landespolitik. Bis 2008 und dann noch einmal von Dezember 2013 bis Januar 2014 gehörte er dem Hessischen Landtag an. Von 2009 bis 2013 war er Staatssekretär im Umweltministerium; seit 2014 bis zur Amtsübernahme in Kassel am 1. Februar 2022 war Weinmeister schließlich Europastaatssekretär in der Hessischen Staatskanzlei. Mit dem Amtsantritt als Regierungspräsident hat Mark Weinmeister seine sonstigen politischen Ämter abgelegt. 

In seiner Freizeit begeistert sich der Regierungspräsident für Naturfotografie und Vogelkunde. Er spielt Theater mit seiner Laienspielgruppe „Das Gux The“, musiziert gerne und engagiert sich in der Synode des Evangelischen Kirchenkreises Schwalm-Eder.