Leuchtkästen auf dem RP-Dach
Natascha Sadr Haghighian entwirft in ihrem Beitrag zwei jeweils 5 Meter lange und 2,5 Meter hohe, mit einem textilen Gewebe bespannte und in Spektralfarben schillernde Leuchtkästen, die die Namen „HALİT“ und „WALTER“ tragen. Diese sollen auf dem Dach des Regierungspräsidiums in einem 86-Grad-Winkel so positioniert werden, dass die Schenkel des Winkels jeweils auf die Orte zeigen, an denen Halit Yozgat (1985-2006), ein in Kassel geborener, türkischstämmiger Betreiber eines Internetcafés, und Regierungspräsident Walter Lübcke (1953-2019), der sich als Demokrat für Geflüchtete und Migration einsetzte, von Rechtsradikalen ermordet wurden. Die Schriftart „Martin“, die Sadr Haghighian für „HALİT“ und „WALTER“ verwendet, ist benannt nach Martin Luther King Jr. und inspiriert von den Posterkampagnen des Streiks der Stadtreinigung von Memphis aus dem Jahr 1968, und stellt einen wichtigen Bezug zur Geschichte der gewaltfreien antirassistischen Kämpfe in der Welt her.
Konzeptionelle Schärfe und humane Kraft
Sadr Haghighians Arbeit sticht laut Juryvotum durch den „starken Signalcharakter des Entwurfs, der sowohl bei Tag als auch bei Nacht weithin sichtbar ist,“ hervor. Daneben überzeugte „die konzeptionelle Schärfe, die durchdachte, humane und zukunftsweisende Kraft des Vorschlags“ die Jury. „Die Verbindung der auf die Vornamen reduzierten Nennungen schlägt eine Brücke der Solidarität zwischen den beiden unterschiedlichen Opfern des rechten Terrors in Kassel.“ Zugleich werde ein wirksames Zeichen gegen das Vergessen und für das aktive Eintreten für unsere demokratischen Werte in Deutschland und Europa formuliert, heißt es weiter in der Begründung der Jury.
„Als ,Leuchtturm‘ auf dem Dach des Regierungspräsidiums erinnert Sadr Haghighians Vision für das Kunstwerk einmal mehr daran, dass es die Menschen sind, die eine starke Demokratie aufbauen."