Regierungspräsidium Kassel

RP Weinmeister pflanzt mit der Waldjugend Schauenburg eine Mehlbeere im Elgershäuser Hölzchen

Sturm, Borkenkäfer, Hitze und Trockenheit: Die Wälder in NordOstHessen stehen weiterhin stark unter Druck, so auch das Arboretum der Waldjugend im Elgershäuser Hölzchen bei Schauenburg (Landkreis Kassel). Im Vorfeld des „Internationalen Tags des Waldes“ hat Regierungspräsident Mark Weinmeister hier symbolisch einen Baum für den Walderhalt in der Region gepflanzt.

Lesedauer:9 Minuten

Gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen der Waldjugend Elgershäuser SPECHTE, Schauenburgs Erstem Beigeordneten Kurt Schweinebraden-Walter und Forstamtsleiterin Dr. Claudia Gutsche-Stohldreier (Forstamt Wolfhagen) pflanzte Mark Weinmeister im Arboretum der Waldjugend eine zwei Meter hohe Mehlbeere, den „Baum des Jahres 2024“.Öffnet sich in einem neuen Fenster Beim Arboretum handelt es sich um eine Forstversuchsfläche mit verschiedenen Baumarten.

Die Mehlbeere gehört mit bis zu 20 Metern Wuchs zwar nicht zu den Baumriesen, sticht aber mit ihren waldökologischen Funktionen umso mehr heraus. Ihre namensgebenden Früchte schmecken Drosseln, Dompfaffen oder Seidenschwänzen besonders gut. Aber auch andere Waldbewohner wie Maus und Wildschwein kosten gerne von den herabfallenden Früchten der Mehlbeere. Als sonnenliebender „Pionierbaum“ erobert sich die Mehlbeere mit Vorliebe freie Waldflächen zurück, die durch den Klimawandel und den Borkenkäfer kahl geworden sind. Damit kommt ihr auch im Rahmen der Klimawandelanpassung in den heimischen Wäldern wie auch als Stadtbaum eine gewisse Funktion zu.

Das Elgershäuser Hölzchen als Domizil der Waldjugend Elgershausen im Schauenburger Gemeindewald hat in den vergangenen Jahren nach Windwurfschäden unter dem Borkenkäfer stark gelitten. In dem Wäldchen rund um die Waldjugendhütte finden regelmäßige Gruppenstunden, Zeltlager, Kanutouren und andere Aktionen für junge Leute statt. Die in den Gründerjahren nach 1962 gepflanzten Fichten mussten aufgrund von Trockenheitsschäden seit 2018 komplett entnommen werden. Seit 2019 finden im Elgershäuser Hölzchen deshalb umfassende Neuanpflanzungen mit 35 verschiedenen Baumarten statt. Diese sollen langfristig zur Entstehung einer forstlichen Baumartensammlung, einem sogenannten Arboretum, mit klimaangepassten Baumarten führen. An der im Rahmen des Projekts „Wir wollen Wald“ geförderten Aktion nahmen mehr als 100 Waldjugendliche sowie Schauenburgerinnen und Schauenburger teil. Heute bietet das Arboretum zahlreiche Highlights: Feuchtbiotop, Insektenhotel, Streuobstwiese mit mehr als 40 Obstbäumen und Sträuchern, Sitzgelegenheiten, Bienenstöcke, Blühwiese und vieles mehr.

„Es ist schön zu sehen, wie sich hier vor Ort vor allem auch viele junge Menschen mit großem ehrenamtlichem Einsatz für den Erhalt unserer heimischen Wälder einsetzen. Sie haben mit dem Arboretum ein wunderschönes Refugium für die Waldbildung und Walderfahrung geschaffen“, betonte Regierungspräsident Weinmeister. „Das stimmt mich für die Zukunft sehr positiv. Denn eines ist klar: die Herausforderungen für unsere Wälder werden angesichts des fortschreitenden Klimawandels nicht kleiner. NordOstHessen ist eine der waldreichsten Regionen Deutschlands und diesen ,Standortfaktor‘ müssen wir mit aller Kraft pflegen. Dafür engagieren sich auch die Mitarbeitenden meiner Oberen Forstbehörde Tag für Tag im Zusammenspiel mit HessenForst, den Landkreisen, den Waldbesitzenden und anderen Mitwirkenden. Lassen Sie uns die gute Zusammenarbeit auch weiterhin vertrauensvoll fortsetzen, damit unser Wald seine wichtigen Nutz-, Schutz-, Klimaschutz- und Erholungsfunktionen auch für die nächste Generation behält.“

„Die nächsten Generationen für die Natur und ihren Schutz zu begeistern, ist der wichtigste Beitrag, den wir für den Erhalt unserer Wälder leisten können, denn nur was man versteht und kennt, kann man sinnvoll und vernünftig schützen. Um dies zu erreichen, gestalten viele Ehrenamtliche der Waldjugend in ganz Deutschland regelmäßig Gruppenstunden. Durch die Kombination von Natur- und Waldpädagogik mit praktischen Naturschutzeinsätzen lernen die Kinder und Jugendlichen spielerisch die wichtigen Zusammenhänge im Ökosystem Wald kennen und leisten aktiven Naturschutz“, so Eric Ellenberger von der Waldjugend. „Ich freue mich sehr, dass wir gemeinsam mit RP Weinmeister und Vertretern aus Kommunalpolitik und Forst im Rahmen des ,Tag des Waldes‘ ein Zeichen für den Schutz unserer Wälder setzen können. Der Klimawandel stellt unsere Wälder wie alle Ökosysteme vor große Herausforderungen. Nur wenn möglichst viele Menschen gemeinsam zum Schutz unserer Ökosysteme beitragen, können wir diesen negativen Trend noch aufhalten.“

Der Erste Beigeordnete der Gemeinde Schauenburg, Kurt Schweinebraden-Walter, führte aus: „Der Internationale Tag des Waldes ist von großer Bedeutung, um auf den Schutz und Erhalt unserer Wälder aufmerksam zu machen. Wir freuen uns, mit der Baumpflanzaktion im Arboretum im Hölzchen Elgershausen, bei der die Mehlbeere als Baum des Jahres 2024 gepflanzt wurde, gemeinsam einen Beitrag zum Naturschutz leisten zu können. Mein herzlicher Dank gilt den Kindern und Jugendlichen der Waldjugend Elgershausen und allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die sich für den Erhalt und die Stärkung unserer heimischen Wälder engagieren. Die Gemeinde Schauenburg bewirtschaftet den Gemeindewald mit einer Fläche von ca. 85 Hektar nachhaltig. Seit 2001 ist der Gemeindewald PEFC-zertifiziert. Mit dem Förderprogramm ,Klimaangepasstes Waldmanagement‘ möchten wir unseren Wald fit für die Zukunft machen.“

„Auch hier im Hölzchen sehen wir schon heute die dramatischen Auswirkungen des Klimawandels. Umso schöner ist es, dass wir an diesem Tag generationsübergreifend gemeinsam einen Baum pflanzen, der nicht nur einen symbolischen, sondern einen ganz konkreten Beitrag dazu leistet, unseren Wald klimaresilient zu gestalten und für die Zukunft zu erhalten“, sagte Forstamtsleiterin Dr. Claudia Gutsche-Stohldreier. „Dass heute der Herr RP Weinmeister, die Waldjugend, die Gemeinde Schauenburg und HessenForst gemeinsam hier stehen und damit einen ersten von vielen weiteren Schritten auf dem Weg zu einem anpassungsfähigen und stabilen Wald gehen, zeigt, dass wir zusammen einen nachhaltigen Unterschied machen können. Das Arboretum im Schauenburger Gemeindewald ist eine tolle Initiative des aktiven Naturschutzes und ich danke RP Weinmeister und der Waldjugend für ihr großes Engagement und die tatkräftige Unterstützung.“

 

Hintergrund:

Wald im Dauerstress

Nach Auswertungen der Oberen Forstbehörde beim RP Kassel haben die Jahre 2018 bis 2022 den Wald im Regierungsbezirk stark in Mitleidenschaft gezogen; die Situation passt damit ins hessen- und bundesweite Gesamtbild. Neben dem Sturmtief „Friederike“ vom 18. Januar 2018 haben auch die langanhaltende Hitze und Trockenheit der zurückliegenden Jahre die Waldbestände gestresst, wodurch Borkenkäfer und andere Schadorganismen ideale Brutbedingungen hatten. Dies in Summe hat zu einer bisher ungekannten Schadsituation geführt. Hessenweit sind nach Zahlen des Hessischen Landwirtschafts- und Forstministeriums rund 90.000 Hektar Kahlflächen entstanden, was in etwa zehn Prozent der hessischen Waldfläche entspricht. Insbesondere die Fichte ist betroffen, aber auch die Hessens Wälder prägende Buche. Dabei galt die Buche bisher als relativ klimaresistent.

Internationaler Tag des Waldes

Der Internationale Tag des Waldes wird seit 1971 alljährlich am 21. März, zum Frühlingsanfang, begangen. Erklärtes Ziel ist, das Bewusstsein und Wissen um die Erhaltung und nachhaltige Entwicklung aller Arten von Wäldern zum Nutzen heutiger und künftiger Generationen zu fördern. Neben der herausragenden Bedeutung der Wälder als Lebensraum für Pflanzen und Tiere soll auch die besondere Bedeutung des Waldes und einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung für die Bekämpfung der globalen Armut geschaffen werden. Es wird von Experten geschätzt, dass weltweit etwa zwei Drittel aller Arten, zumindest teilweise, auf Wälder als Lebensraum angewiesen sind.

Obere Forst- und Jagdbehörde

Die Wertschätzung des Waldes findet in Deutschland ihren Ausdruck nicht zuletzt im Bundeswaldgesetz und im Hessischen Waldgesetz. Diese stellen den Wald wegen seiner besonderen Bedeutung für die nachhaltige Holzproduktion, als Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren, die positiven Auswirkungen auf den Naturhaushalt, den Boden, das Grundwasser und das Klima unter besonderen Schutz. Nicht zu vergessen ist, dass der Wald auch ein Ort für die Menschen ist, um Ruhe und Erholung zu finden oder sich dort sportlich zu betätigen.

In diesem Zusammenhang nimmt das Regierungspräsidium Kassel als Obere Forstbehörde (OFB) wichtige Aufgaben für den Schutz und die Entwicklung der Wälder in der Region und teilweise für ganz Hessen wahr. Daneben ist die Obere Jagbehörde (OJB) für das gesamte Land Hessen ebenfalls am Regierungspräsidium Kassel angesiedelt.

Informationen:

https://rp-kassel.hessen.de/forsten-und-landwirtschaft/forsten 

Schlagworte zum Thema