Das bundesweit einzigartige Format, inoffiziell auch „Talsperrenwärterfortbildung“ genannt, wird gemeinsam von der Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen, der Thüringer Fernwasserversorgung, dem Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt, dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen sowie dem Regierungspräsidium Kassel angeboten. Die Veranstaltung dient seit mehr als 30 Jahren dem länderübergreifenden Erfahrungsaustausch.
Die Fortbildung fand in der Evangelischen Akademie in Hofgeismar statt. Mehr als 40 Angestellte von verschiedenen Stauanlagen aus ganz Deutschland nahmen daran teil. Die Veranstaltung war damit abermals bis auf den letzten Teilnahmeplatz ausgebucht – ein Zeichen für die Beliebtheit und den großen Nutzen des Formats für die Arbeitspraxis.
Regierungspräsident Mark Weinmeister lobt die Fortbildung als Paradebeispiel für eine Zusammenarbeit zwischen Bundesländern: „Dass wir diesen praktischen Austausch über mehrere Jahrzehnte aufrechterhalten, ist ein Gewinn für die länderübergreifende Partnerschaft. Stauanlagen sind notwendig, unter anderem für den Hochwasserschutz, die Trinkwasserversorgung und die Energiegewinnung. Und sie wirken über Landesgrenzen hinweg auf die Umwelt ein. Daher ist es umso wichtiger, von den Erfahrungen der anderen zu lernen, sich auf dem neuesten Wissensstand zu halten und so auch im Ernstfall auf verschiedenste Störfälle zielgerichtet reagieren zu können.“
Die Fortbildung für Stauanlagenpersonal dauerte drei Tage und vermittelte Grundlagenwissen für die Arbeit in Stauanlagen nach der Devise „aus der Praxis für die Praxis“. Referentinnen und Referenten aus der Hessischen Umweltverwaltung sowie von externen Partnern erläuterten u.a., wie Messwerte erhoben und ausgelesen werden, wie sie auf Systemausfälle reagieren und welche Rolle die jeweiligen Aufsichtsbehörden einnehmen. Zu der Fortbildung gehörte auch ein Besuch der Staumauer der Edertalsperre, des Pumpspeicherwerks Edersee von Uniper sowie der Twistetalsperre. Neben rechtlichen und technischen Grundlagen wurden die Teilnehmenden auch in der Konfliktkommunikation mit der Öffentlichkeit vor Ort geschult oder zu gewässerökologischen Fragen, etwa dem Umgang mit Neophyten, also gebietsfremden Pflanzen, und unter Naturschutz stehenden Tieren wie dem Biber.
An der Fortbildung teilnehmen können neben Talsperrenmitarbeitenden aus den Partner-Bundesländern je nach Kurskapazität auch Interessierte aus dem Rest Deutschlands. Die Fortbildung für Stauanlagenpersonal finanziert sich über Teilnahmegebühren. Das Deutsche Talsperrenkomitee e.V. (DTK) und die Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren e.V. (ATT) unterstützen die Fortbildung.
Seit mehr als 30 Jahren ist die Fortbildung für Stauanlagenpersonal bundesweit einzigartig. Angestellte von Talsperren und Hochwasserrückhaltebecken werden zu den neuesten Anforderungen geschult, gleichzeitig verstehen sich die Veranstalter als länderübergreifende Wissensvermittler. Bereits vor dem Mauerfall bestand über die seinerzeitige Grenzkommission Kontakt zur Wasserwirtschaftsverwaltung der DDR. Nach der deutschen Wiedervereinigung unterstützen sich die Verantwortlichen dabei, Systeme und Standards aufeinander abzustimmen.
Jeder Bildungspartner bietet einen Durchgang von drei Veranstaltungen an. Das RP Kassel führt im Frühjahr 2025 noch eine Fortbildung durch. Die Thüringer Fernwasserversorgung richtet die nächste Fortbildungsrunde aus.