Was hat das Regierungspräsidium (RP) Kassel mit dem Notruf zu tun? So Einiges: Der Leitstellentechnische Dienst (LTD) beim RP ist Dreh- und Angelpunkt, sobald es darum geht, den Betrieb in den hessischen Leitstellen aufrecht zu erhalten. Leitstellen sind im Allgemeinen Einrichtungen, in denen die Notrufe der Bürgerinnen und Bürger eingehen. Jeder Landkreis bzw. jede kreisfreie Stadt ist nach dem Hessischen Brand- und Katastrophenschutzgesetz dazu verpflichtet, eine ständig erreichbare und betriebsbereite Leitstelle für den Brandschutz, die Allgemeine Hilfe, den Katastrophenschutz und den Rettungsdienst einzurichten und zu betreiben.
Für die technische Unterstützung ist im Dezernat Brand- und Katastrophenschutz des RP Kassel der LTD angesiedelt. Er übernimmt landesweit die Aufgabe, alle hessischen Leitstellen zu warten und einsatzfähig zu halten. Bei einem Notrufausfall kommt es auf Schnelligkeit an. Insgesamt neun Mitarbeiter sind deshalb für die 27 hessischen Leitstellen rund um die Uhr verfügbar und bei Störungen unmittelbar zur Stelle. Um schnell in ganz Hessen einsatzfähig zu sein, teilen sich die Mitarbeitenden auf zwei Standorte in Kassel und Eppstein (Taunus) auf.
Regierungspräsident Mark Weinmeister würdigt die wichtige Arbeit seiner Mitarbeitenden: „Unsere Leitstellentechniker kümmern sich rund ums Jahr, werk- wie feiertags darum, dass das hessische Notrufnetz einsatzfähig ist und bleibt. Sie stärken damit den Rettungskräften vor Ort den Rücken und gewährleisten ein möglichst reibungsloses Einsatzgeschehen. In Notlagen sind oft Minuten entscheidend, damit Hilfebedürftige rechtzeitig Unterstützung erhalten. Nicht zuletzt die Corona-Pandemie zeigt uns eindrücklich, welchen Stellenwert ein funktionierendes Notrufsystem hat. Deutschland und Hessen sind hier zum Glück sehr gut aufgestellt. Der LTD leistet hierbei einen entscheidenden Beitrag.“
Neben der schnellen Hilfe bei Störungen unterstützt der LTD auch bei der Modernisierung der Leitstellentechnik. Zuletzt lag ein Schwerpunkt hier bei der Umstellung der seit den 90er Jahren verwendeten ISDN-Technologie hin zu Voice over IP (VOIP), also der internetbasierten Telefonie.
Denn auch die Notruftechnik geht mit der Zeit: Neben dem „klassischen“ telefonischen Notruf über die Nummer 112 gibt es inzwischen neue digitale Wege, die neben der Nutzung moderner Kommunikationstechnik auch mehr Barrierefreiheit bieten. So müssen etwa seit 2018 europaweit alle neu zugelassenen Fahrzeuge über das automatische Notrufsystem „eCall“ verfügen. Es wird aktiviert, sobald ein Fahrzeug schwer verunfallt und die Insassen selbst keinen Notruf mehr absetzen können. Seit 2021 im Einsatz ist zudem die Notruf-App „nora“, die es vor allem Sprach- und Gehörlosen, aber auch Mitbürgerinnen und Mitbürgern ohne ausreichende Sprachkenntnisse in Deutsch oder Englisch ermöglicht, barrierefrei einen Notruf abzusetzen. „nora“ bedient sich dabei vorgefertigter Textbausteine, mit denen der vorliegende Notfall geschildert werden kann, unabhängig davon, ob es sich um einen Fall für Polizei, Feuerwehr oder Rettungsdienst handelt. Die „nora“-App kann kostenlos in den gängigen App-Stores heruntergeladen werden.
Hintergrund:
Der LTD leistet einen wichtigen Beitrag dazu, dass die Funktionsfähigkeit aller Zentralen Leitstellen in Hessen ständig gewährleistet ist. Dies umfasst die Leitstellen von Feuerwehren und Rettungsdiensten, aber auch weiterer für die Krisenkommunikation erforderlicher Stellen und Einrichtungen, wie etwa die Standorte der Rettungshubschrauber.
Der LTD ist für den reibungslosen technischen Betrieb der Kommunikations- und Funktechnik an 365 Tagen im Jahr verantwortlich. Dies wird u.a. durch eine dauerhafte Rufbereitschaft gewährleistet. Hierdurch können die Mitarbeitenden des LTD im Bedarfsfall eine schnelle Entstörung in ganz Hessen durchführen. Hierzu betreibt der LTD zusätzlich eine Test- und Release-Plattform mit allen erforderlichen technischen Komponenten.
Neben diesen Tätigkeiten ist der LTD mit weiteren Sonderaufgaben für das Land Hessen betraut. Hierunter fallen die Unterstützung bei der Sicherstellung der Informations- und Kommunikationsstrukturen bei Großschadenslagen, Krisen oder im Katastrophenfall. Außerdem übernimmt der LTD die Planung und Durchführung von Projekten zur Erweiterung und Modernisierung des Funktionsumfanges der Leitstellen in Hessen.