„Landwirtinnen und Landwirte in NordOstHessen erfüllen eine wichtige gesellschaftliche Funktion, nicht nur indem sie regionale Lebensmittel produzieren und zur Versorgungssicherheit beitragen; sie pflegen auch unsere Kulturlandschaft, die in unserer ländlichen Region maßgeblich durch die Landwirtschaft geprägt ist“, betonte Regierungspräsident Weinmeister. „Die globale Entwicklung der letzten beiden Jahre, spätestens beginnend mit der Pandemie, zeigt mehr denn je die nachhaltige Notwendigkeit der Zusammenarbeit unseres Fachdezernats Landwirtschaft/Fischerei und der heimischen Landwirtschaft auf. Gemeinsam müssen wir drängende Fragen angehen: Das reicht vom Umwelt- und Tierschutz (Cross Compliance) über den Einsatz und die Zulassung von Düngemitteln bis zu Stellungnahmen bei Eingriffs- und Ausgleichsmaßnahmen sowie anderen Zielvorgaben, wie z.B. der Eigentumssicherung von Grundstücken im landwirtschaftlichen Interesse. In Zusammenarbeit mit den jeweils zuständigen Fachdezernaten innerhalb unserer Behörde sowie anderen Trägern öffentlicher Belange, Verbänden oder auch Privatpersonen leisten wir einen regionalen Beitrag, um die Lebensgrundlagen der Menschen vor allem im Hinblick auf die Ernährung zu sichern.“
Denn Landwirtinnen und Landwirte in NordOstHessen bewegen sich seit Monaten in einem zunehmend angespannten Umfeld. Durch Ursachen wie den Klimawandel, die Inflation, Rohstoffknappheit und nicht zuletzt den Ukrainekrieg hat die Frage der Versorgungssicherheit wieder große Bedeutung gewonnen. Die seit Monaten steigenden Kosten für landwirtschaftliche Betriebsmittel, an deren Spitze die Ausgaben für Dünger stehen, zwingen die heimische Landwirtschaft mehr denn je, strategische Überlegungen beim Ackerbau und anderen betrieblichen Maßnahmen vorzunehmen. Im Bereich der Viehhaltung ist auch in NordOstHessen, ähnlich dem deutschen Trend sowie der Entwicklung vieler EU- Staaten, ein weiterer Rückgang der Viehhaltung feststellbar. Insbesondere die Preise für Schweinefleisch verharren nach wie vor auf einem nicht kostendeckenden Niveau. Und auch bei landwirtschaftlichen Nutzflächen stellt sich immer öfter die Frage der Nutzungskonkurrenz: Flächen, die für Siedlungs- oder Gewerbeerweiterungen oder für die Energiewende genutzt werden, z.B. für Freiflächenphotovoltaik, stehen dann nicht mehr für die Ernährungssicherung zur Verfügung. Hier müssen Landwirtschaft und Behörden oftmals schwierige Abwägungen vornehmen.
Für die Gewährung von EU-Fördergeldern müssen Landwirtinnen und Landwirte Spielregeln und ökologische Auflagen (so genannte Cross Compliance) erfüllen. Mit Beginn der neuen Förderphase zum 01.01.2023 werden gerade konventionell wirtschaftende Betriebe angehalten, erhöhte freiwillige Vorkehrungen zu treffen, wie z.B. die Anlage von Blühstreifen oder den erweiterten Anbau verschiedener Ackerfrüchte. Aufgrund der angespannten Marktlage werden seit Monaten Möglichkeiten diskutiert, diese einzelbetrieblich wirkenden Auflagen soweit zu lockern, dass die Bundesländer, Deutschland sowie die EU-Staaten kurzfristig (vor allem im Hinblick auf die Ernte 2023) Produktionserhöhungen vornehmen können, um im Bereich des Pflanzenbaus die voraussichtlich ohnehin schon geringe Erntemenge aus der Ernte 2022 im darauffolgenden Jahr nicht noch weiter zu reduzieren.
„Wir haben gerade 75 Jahre Hessischer Bauernverband gefeiert. Unter den Teilnehmenden gab es große Einigkeit, dass unsere heimische Landwirtschaft eine klare Perspektive benötigt, wohin sie sich mittel- und langfristig entwickeln soll – und wie die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen hierbei aussehen sollen. Darauf Antworten zu finden, das geht nur im guten Dialog miteinander“, so Regierungspräsident Weinmeister abschließend.