Der Regierungsbezirk Kassel umfasst die Regionen Nord- und Osthessen (NOH). In seinen sechs Landkreisen sowie den Oberzentren Kassel und Fulda ist er Heimat für rund 1,2 Millionen Menschen. Die Regionen sind wirtschaftlich stark und besonders vielfältig.
Das Regierungspräsidium versteht sich als Mittler und Dienstleister für die Region. Um sich über wichtige Themen, Anliegen und Projekte zu informieren, besucht Regierungspräsident Weinmeister in dieser Woche kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) im gesamten Regierungsbezirk. Am heutigen Tag standen Stationen in Kassel und im Schwalm-Eder-Kreis auf dem Programm.
Besuch landw. Betrieb und Hofladen Ackermann, Ostheim
Seit dem Jahreswechsel demonstrieren Landwirtinnen und Landwirte zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern weiterer Branchen wie Handwerk und Einzelhandel wiederholt dafür, dass ihre Arbeit stärker wertgeschätzt werden muss und einengende Regularien abgebaut werden sollen. Auch in NordOstHessen sind die Proteste laut und zahlreich. Nicht zuletzt deshalb besuchte Regierungspräsident Weinmeister im Rahmen von „RP vor Ort“ bewusst auch Betriebe aus dem Agrar- und Lebensmittelsektor. Auf dem landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Ackermann im Malsfelder Ortsteil Ostheim verschaffte sich Mark Weinmeister einen exemplarischen Blick über die Situation alteingesessener Kleinbetriebe im Regierungsbezirk.
Die Familie Ackermann hat mit einem Mix aus Getreidebau und Schweinehaltung, eigener Schlachtung und dem Vertrieb über den hofeigenen Laden erfolgreich eine wirtschaftliche Nische besetzt. Der Regierungspräsident besichtigte zusammen mit den Hofeigentümern die Stallungen, in denen die Schweine ausschließlich auf Stroh gehalten und mit selbst angebautem Getreide gefüttert werden. Nach einem Abstecher in die Hofschlachtung stand selbstverständlich auch ein Besuch im Hofladen inklusive Verkostung selbst produzierter Wurst- und Schinkenprodukte auf dem Programm. Holger Ackermann berichtete, dass saisonal auch regionale Wildfleischprodukte aus den umliegenden Wäldern im Sortiment sind. Der Familie sei es wichtig, dass Kundinnen und Kunden wüssten, woher das Fleisch aus der Theke stamme, daher seien Besucherinnen und Besucher immer willkommen, so Holger Ackermann. Der Draht zu den Menschen im Ort und darüber hinaus sei sehr gut eng. Zum traditionellen Weihnachtsmarkt auf dem Hof kämen jedes Jahr mehrere hundert Gäste.
Mark Weinmeister beglückwünschte die Familie Ackermann zu ihrem erfolgreichen Geschäftsmodell: „Angesichts des allgegenwärtigen Höfesterbens und dem Trend zu immer weniger landwirtschaftlichen Großbetrieben nötigt mir Ihr Bekenntnis zu Ihrem Kleinbetrieb größten Respekt ab. Sie haben mit Regionalität und Direktvermarktung einen für Sie passenden Weg gefunden, um sich auf dem umkämpften Agrarmarkt zu behaupten. Dass die Kundinnen und Kunden dies honorieren, ist eine schöne Bestätigung. Dies zeigt auch, dass ,der Verbraucher‘ mitnichten ausschließlich auf den billigsten Preis schielt, sondern dass Tierwohl und regionale Wertschöpfung Aspekte sind, die bei der Kaufentscheidung eine gewichtige Rolle spielen. Gerade kleine Betriebe operieren selbstverständlich unter herausfordernden Rahmenbedingungen, das ist auch dem RP Kassel als Veterinär- und Landwirtschaftsbehörde nicht erst seit den Bauernprotesten vom Jahresanfang bewusst. Regularien sind nicht dazu da, kleine Betriebe vom Markt zu verdrängen; im Zentrum stehen immer das Tierwohl und einwandfreie Produktionsbedingungen. Dabei nehmen wir als Regierungspräsidium die Sorgen und Bedürfnisse der Landwirtschaft ernst und sind immer an einem konstruktiven Dialog interessiert, um praktikable und wirtschaftlich tragfähige Lösungen zu finden.“
Besuch Bärenreiter-Verlag Kassel
Mit dem Bärenreiter-Verlag besuchte Regierungspräsident Weinmeister eines der weltweit führenden Musikverlagshäuser. 2023 und 2024 feiert Bärenreiter sein 100-jähriges Bestehen. Der 1923 in Augsburg gegründete und seit 1927 in Kassel ansässige Verlag veröffentlicht Noten, Fachbücher zur Musik und musikpädagogische Werke. Besonderes Renommee hat sich Bärenreiter für seine wissenschaftlich-kritischen Urtext-Ausgaben der Werke Bachs, Mozarts und zahlreicher weiterer Komponisten erworben. Neben klassischer Musik widmet sich ein wichtiger Teil des Verlagsprogramms der zeitgenössischen Musik aus dem 20. und 21. Jahrhundert.
Der Bärenreiter-Verlag ist ein mittelständisches Familienunternehmen mit rund 120 Mitarbeitern und unterhält neben dem Hauptsitz in Kassel weitere Niederlassungen in Basel, London, New York und Prag. Geführt wird das Unternehmen bereits in der dritten Generation in Familienhand. Gemeinsam mit dem Geschäftsführer Clemens Scheuch und der Prokuristin Dr. Cornelia Napp besichtigte Mark Weinmeister die Verlagsräumlichkeiten im Stadtteil Wilhelmshöhe und tauschte sich zu den aktuellen Aktivitäten und kommenden Projekten des Verlags aus.
„In der Stadt, wo Heinrich Schütz, Louis Spohr und Gustav Mahler wirkten, haben wir mit dem Bärenreiter-Verlag eine Adresse von Weltrang nicht nur für Spitzenmusikerinnen und -musiker, sondern auch für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie den musikalischen Nachwuchs“, so Regierungspräsident Weinmeister anerkennend. „Sie tragen zur kulturellen Strahlkraft der Region bei und gleichzeitig sind Sie ein mittelständisches und in der Stadt fest verankertes Unternehmen sowie ein gefragter Arbeitgeber. Auch das ist Mittelstand und trägt zur großen Vielfalt bei, die unsere nordosthessische Wirtschaft ausmacht. Für die nächsten 100 Jahre Ihres Bestehens kann ich Ihnen nur weiterhin viel Erfolg und ein herzliches ,Weiter so‘ wünschen!“