Regierungspräsidium Kassel

Hermann-Josef Klüber verabschiedet – Regierungspräsident Mark Weinmeister übernimmt ab 1. Februar

Nach insgesamt siebenjähriger Tätigkeit hatte Regierungspräsident Hermann-Josef Klüber heute seinen letzten Arbeitstag beim Regierungspräsidium Kassel. Seit September 2019 hat der 66-Jährige die nordosthessische Bündelungsbehörde als Regierungspräsident geleitet; zuvor war Klüber Regierungsvizepräsident an der Seite des 2019 ermordeten Dr. Walter Lübcke.

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Im Rahmen einer informellen und pandemiebedingt kleingehaltenen Feierstunde verabschiedete sich Regierungspräsident Klüber von seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: „Das Regierungspräsidium blickt auf eine sehr ereignisreiche Zeit zurück, die von mancherlei Belastung für Sie wie für mich geprägt war. Der große Zusammenhalt – das Gemeinschaftsgefühl in ,unserem RP‘ – hat uns geholfen, Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen und uns gegenseitig zu stützen. In herausfordernden Zeiten konnten wir in gemeinsamer Anstrengung viele Projekte und Vorhaben erfolgreich umsetzen oder abschließen. Auf die Ergebnisse können wir alle sehr stolz sein. Allen aktiven und ausgeschiedenen Kolleginnen und Kollegen möchte ich an dieser Stelle meinen herzlichen Dank für die gute und konstruktive Zusammenarbeit sagen. Dankbar blicke ich zurück auf sieben spannende und lehrreiche Jahre. Das Miteinander und die Solidarität werde ich nie vergessen. Ich freue mich, dass ich Teil davon sein durfte.“

Stellvertretend für die gesamte Belegschaft wünschte die Personalratsvorsitzende Melihat Coskun Herrn Klüber alles Gute für den anstehenden Ruhestand und dankte ihm für die geleistete Arbeit: „Herr Klüber, Sie haben vom ersten Tag an Ihr Engagement dafür eingebracht, das Regierungspräsidium Kassel zu einer innovativen und modernen Landesbehörde zügig weiter zu entwickeln und den Transformationsprozess in der hessischen Landesverwaltung maßgeblich mitzugestalten. Einen der großen Schritte hierzu stellt das Landesprojekt „Digitale Modellbehörde“ dar, das unter Ihrer Leitung auch im RP Kassel erfolgreich eingeführt wurde. Dies ist zwar noch nicht abgeschlossen, dennoch sind die Vorteile der Digitalisierung sowohl für den inneren Dienstbetrieb als auch für Bürgerinnen und Bürger bereits erkennbar.

Der rechtsextremistische Mord an Herrn Dr. Walter Lübcke in der Nacht zum 2. Juni 2019 war die schwierigste und erschütterndste Zeit für alle Mitarbeitenden. Sie haben alle Mitarbeitenden im Umgang mit dem schrecklichen Ereignis und über die Zeit des Trauerns eng begleitet und den Zusammenhalt der Mitarbeitenden gestärkt.“

Seit 2014 Vizepräsident an Walter Lübckes Seite

Im Dezember 2014 war Hermann-Josef Klüber als damaliger Landespolizeivizepräsident aus dem Hessischen Innenministerium an das Regierungspräsidium (RP) Kassel abgeordnet worden. In seiner knapp fünfjährigen Amtszeit als Regierungsvizepräsident (bis 2017 kommissarisch) oblag ihm neben der Stellvertretung für Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke vor allem die Leitung des inneren Dienstbetriebs des RP Kassel. Bei den rund 1.400 Beschäftigten der Bündelungsbehörde mit Standorten in Kassel, Bad Hersfeld, Fulda und Hünfeld erwarb der studierte Jurist sich in dieser Zeit großes Vertrauen als fachlich versierter, bodenständiger und empathischer Dienstvorgesetzter.
Der Respekt und der Rückhalt in der Belegschaft waren die Grundlage dafür, dass sich die Beschäftigten dann an „ihrem RVP“ stützen und aufrichten konnten, als das RP Kassel die wohl schwierigste Phase seit dem Zweiten Weltkrieg durchstehen musste: Der rechtsextremistische Mord an Dr. Walter Lübcke im Juni 2019 erschütterte die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tief und nachhaltig. Hermann-Josef Klüber trug im Nachgang des Verbrechens Sorge dafür, dass die Belegschaft nicht mit ihrer Trauer alleingelassen wurde, und stellte den Zusammenhalt unter den Mitarbeitenden ins Zentrum seiner Anstrengungen.
Für die Hessische Landesregierung lag es daher nahe, Hermann-Josef Klüber mit der Nachfolge von Dr. Walter Lübcke zu betrauen. Im Spätsommer 2019 wurde der gebürtige Fuldaer offiziell ins Amt des 27. Regierungspräsidenten in Kassel eingeführt. Hessens Innenminister Peter Beuth sprach zu diesem Anlass davon, dass Klübers Ernennung „für Stabilität und Konstanz“ an der Spitze der nordosthessischen Landesmittelbehörde stehe.

Einsatz für Demokratie, Arbeit unter Corona und Projekt NOH

Lehren aus dem Attentat auf Dr. Lübcke zu ziehen und die Trauer in Engagement für unsere freiheitliche Demokratie zu verwandeln, das bildete dann auch eines der zentralen Themen und ein Herzensanliegen innerhalb der rund zweieinhalbjährigen Präsidentschaft Klübers. So etablierte er zum ersten Jahrestag von Dr. Lübckes Tod das Diskussionsformat „Haltung zeigen!“, das 2021 dann mit einer breit angelegten Mitmachaktion erfolgreich fortgeführt wurde.

Daneben bestimmte seit dem Frühjahr 2020 maßgeblich die Coronakrise Klübers Amtszeit – und tut dies bis zum Ende. Der Regierungspräsident hatte eine Behörde zu leiten, in der sich die Beschäftigten nicht mehr im Besprechungsraum oder auf dem Büroflur sondern in Videokonferenzen aus dem Homeoffice austauschen mussten. Für komplexe Beteiligungsverfahren mussten rasch neue digitale Modelle gefunden und eingeübt werden und neben dem normalen Tagesgeschäft wurde dem RP Kassel die Federführung für die Antragsbearbeitung in der Corona-Soforthilfe übertragen. Hermann-Josef Klüber hatte zum Beginn seiner Amtszeit bereits die Digitalisierung als einen zentralen Schwerpunkt in seiner Arbeit benannt. Die Corona-Krise gestaltete sich für das RP Kassel als „Digitale Modellbehörde“ nun zur Probe aufs Exempel. Diese wurde dank einer zeitgemäßen technischen Ausstattung und aufgrund des in der Behörde so stark ausgeprägten Gemeinschaftssinns erfolgreich bestanden.

Besonders wichtig war dem scheidenden Präsidenten während seiner Amtszeit das Werben für mehr gemeinschaftliche Initiativen in den Regionen, für ein nord-ost-hessisches „Wir-Gefühl“. Die fünf nordhessischen Kreise und der eine osthessische Kreis haben sehr ähnliche Herausforderungen zu meistern, zusammen haben die Regionen mehr zu bieten und mehr politisches Gewicht, war und ist Klübers Überzeugung. Er etablierte deshalb den Begriff „NordOstHessen“ (NOH) und warb unermüdlich in der Region für gemeinsame Netzwerke und den Dialog zwischen den Großräumen Kassel und Fulda. NOH hat viele Weltmarktführer, innovative Startups und vielversprechende Zukunftsvisionen, von der Transport-Drohne über das digitale Pflegemanagement bis zur Wasserstofftechnologie. Auch gemeinsame Kulturprojekte konnten initiiert werden. Von- und miteinander zu lernen, vorhandenes Know-How gemeinsam zu nutzen, als Region mit einer Stimme zu sprechen, das bildete den Kern des Projekts NOH.

Amtsübergabe an Mark Weinmeister zum 1. Februar

Zum 1. Februar übergibt Hermann-Josef Klüber die Amtsgeschäfte in die Hände von Mark Weinmeister. Der 54-Jährige war zuletzt Staatssekretär für Europa in der Hessischen Staatskanzlei. Mit der Berufung zum Regierungspräsidenten wechselt der gebürtige Kasseler auch beruflich zurück in seine Heimatregion, wo er seit jeher in Guxhagen (Schwalm-Eder-Kreis) seinen Hauptwohnsitz hat.
Seinem Amtsnachfolger wünschte der scheidende Regierungspräsident viel Erfolg und eine glückliche Hand: „Lieber Mark Weinmeister, wie ich bist auch Du ein Kind der Region NordOstHessen und Du brennst mit Leidenschaft für Deine Heimat. Bei Dir weiß ich den Regierungsbezirk und dieses Haus in guten Händen. Ich übergebe dir eine moderne, für die Zukunft gut aufgestellte Behörde mit motivierten und engagierten Beschäftigten. In Deinem neuen Amt wünsche ich Dir alle Zeit gutes Gelingen!“

Der designierte Regierungspräsident Mark Weinmeister bedankte sich bei seinem Vorgänger: „Lieber Hermann-Josef, Du hast dieses Haus in schwierigen Zeiten übernommen und mit Deiner großen Fachkenntnis genauso wie mit Deiner zugewandten Art in den vergangenen zweieinhalb Jahren vorbildlich geleitet. Ich möchte es genauso halten. In NordOstHessen und im RP Kassel gibt es auch künftig viel zu tun. Ich teile Deine Überzeugung, dass NordOstHessen gemeinsam mehr ist als die Summe seiner Teile. Die Region ist stark und leistungsfähig; gleichwohl bin ich mir sicher, dass wir Potentiale freisetzen können, die noch lange nicht ausgeschöpft sind. Die Folgen der Pandemie werden uns weiter beschäftigen und in Fragen von Klimaschutz, Energiewende, Digitalisierung oder Demographie liegen anspruchsvolle Aufgaben vor uns. Sie erfolgreich zu lösen, das geht nur gemeinsam – das gilt für die Region insgesamt genauso wie für dieses Haus. Daher freue ich mich sehr, mein neues Amt zum Wohle unserer schönen Heimatregion einzusetzen – und ich bin gespannt auf die Zusammenarbeit mit meinen vielen neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in unserem RP Kassel.“

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