Zusammen mit Schwalmstadts Bürgermeister Stefan Pinhard und Felsbergs Erstem Stadtrat Klaus Albert informierte sich Mark Weinmeister über die Ergebnisse der beiden Maßnahmen im Schwalm-Eder-Kreis. An dem Austausch nahmen auch Projektbeteiligte von Behörden, Planungsbüros und ausführenden Firmen teil.
Beide Maßnahmen wurden im Rahmen des Integrierten Klimaschutzplans des Landes Hessen (IKSP) umgesetzt. Dieser zielt darauf ab, ökologische Funktionen von Fließgewässern zu reaktivieren, die bei Begradigungen und Auewaldrodungen verloren gegangen sind. Durch eine Gewässerrenaturierung sinken die Fließgeschwindigkeiten und im Gegenzug steigt die Rückhaltefähigkeit bei der Ausbreitung von Hochwasserwellen. Durch die Renaturierung erhöht sich zudem die Strukturvielfalt im Gewässer: Der Sauerstoffeintrag steigt und die Selbstreinigungskraft verbessert sich, durch Beschattung werden Temperaturerhöhungen abgemildert und eine bessere Durchgängigkeit ermöglicht Flussorganismen, in kühlere Gewässerabschnitte zu wandern. So profitieren viele Pflanzen und Tiere, die von den Folgen des Klimawandels negativ betroffen sind, von den Renaturierungen.
Die Obere Naturschutzbehörde beim RP Kassel hat die Projekte an Gers und Eder betreut und mit Landesmitteln in Höhe von 180.000 Euro (Schwalmstadt) bzw. 790.000 Euro (Felsberg) finanziert. Beide Maßnahmen konnten dabei in größerem Umfang realisiert werden als von der Wasserrahmenrichtlinie gefordert.
„Der Klimawandel vollzieht sich hier und jetzt, vor unseren Augen. Dürreperioden werden wir immer öfter sehen, genauso wie Starkregen- und Hochwasserereignisse. Deshalb ist es wichtig und richtig, unseren Flüssen wieder buchstäblich Raum zum Atmen zu geben und die Folgen von Begradigungen und Auenrodungen abzumildern“, so Regierungspräsident Mark Weinmeister. „Das alles ist nicht billig, zahlt sich aber aus. Denn wir gewinnen lebendige, artenreiche Gewässer zurück, die zudem im Hochwasserfall natürliche Rückhaltsräume bieten. Das ist hier im Schwalm-Eder-Kreis auf vorbildliche Weise gelungen, indem alle Beteiligten sehr eng und lösungsorientiert zusammengearbeitet haben.“
Schwalmstadts Bürgermeister Stefan Pinhard ergänzte: „Die Baumaßnahmen hatten einen langen Planungs- und Ausführungszeitraum. Das hat meine Bauverwaltung viel Energie gekostet. Das Ergebnis kann sich aber wirklich sehen lassen! Wasserökologie, Natur- und Klimaschutz sind für uns alle heute von essenzieller Bedeutung. Deshalb werden wir als Stadt auch künftig solche Maßnahmen weiter umsetzen. Zudem möchte ich mich bei allen Beteiligten – insbesondere den Landwirten und Landeigentümern – ganz herzlich für die tolle Zusammenarbeit bedanken.“
Maßnahme an der Gers
Die Maßnahme mit einer Flächengröße von 17,7 Hektar wurde in zwei Bauabschnitten zwischen 2016 bis 2022 geplant und baulich umgesetzt. Die Förderung des 1. Bauabschnitts erfolgte aus dem Landesprogramm „Gewässerentwicklung und Hochwasserschutz“ und der 2. Bauabschnitt aus Mitteln des „Integrierten Klimaschutzplan Hessen“.
Die Gers zeigte bisher in weiten Teilen grabenartige Strukturen ohne Uferbewuchs, einen gestreckten Lauf ohne Kurven und ein monotones Strömungsbild. Durch die Renaturierungsmaßnahmen konnte der Gers der Platz in der Aue zurückgegeben werden, welchen sie in der Vergangenheit verloren hatte.
Maßnahme an der Eder
Zum Jahreswechsel 2021/2022 wurden verschiedene Teilmaßnahmen der Gesamtplanung umgesetzt: Unterhalb des Siedlungsbereichs von Felsberg wurden auf einer Länge von rund 500 Metern Aufweitungen und Aufspaltungen der Eder hergestellt sowie eine Sekundäraue, die schon bei kleinen Hochwasserabflüssen überflutetet wird. Hier wird sich in Zukunft Auwald entwickeln. Als weitere Maßnahme wurde oberhalb des Siedlungsbereiches ein bestehender Kiessee als Furkation an die Eder angebunden. Allein mit dieser Maßnahme wurde die Wasserfläche der Eder um 2,2 Hektar erweitert und insbesondere die Strömungsdiversität und Tiefenvarianz des Flusses deutlich erhöht.
In den vergangenen Jahren sind in Edertal, Wabern, Bad Wildungen und Fritzlar bereits umfangreiche Renaturierungen der Eder vorgenommen worden. Die Maßnahmen in Felsberg ergänzen diese bereits umgesetzten Renaturierungen systematisch, so dass weitere Trittsteine im gewässerbezogenen Biotopverbund Untere Eder geschaffen wurden. Neben den unmittelbaren Folgen für die Gewässerstruktur sind die Maßnahmen Initialmaßnahmen für eine zunehmend eigendynamische Entwicklung der Unteren Eder. In der Summe der Maßnahmen an der unteren Eder kann zudem eine Verminderung der Wasserstände bei Hochwasserereignissen erreicht werden.