Zum 20-jährigen Standortjubiläum fand heute eine kleine Feierstunde im Beisein von Regierungspräsident Mark Weinmeister und Bürgermeister Benjamin Tschesnok statt.
Regierungspräsident Mark Weinmeister freute sich, neben den knapp 100 Mitarbeitenden der Beihilfestelle am Standort Hünfeld, der zuständigen Abteilungsleiterin Marion Sommer und der Leiterin der Beihilfestelle, Dr. Anne Neidert, auch 9 neue Mitarbeitende zu begrüßen, die zum Jahreswechsel ihren Dienst im Dezernat Beihilfen des RP Kassel aufnehmen. Weinmeister sagte: „Seit inzwischen 20 Jahren bieten wir den etwas über 210.000 hessischen Beihilfeberechtigten nebst ihren Angehörigen von unserem Standort in Hünfeld aus einen umfassenden Service bei allen Fragen rund um Aufwendungen für Krankheit, Pflege, Geburt und Tod. Der damalige Beschluss der Hessischen Landesregierung, die vorher 14 selbständigen Beihilfestellen des Landes beim RP Kassel zusammenzuführen, hat sich als goldrichtig erwiesen.“ Um die Beihilfe herum bietet das RP Kassel inzwischen zahlreiche weitere Services für die hessischen Landesbeschäftigten, von der Bezügeauszahlung, der Festsetzung von Versorgungsbezügen der Beamtinnen und Beamten, die in den Ruhestand gehen, der Abrechnung von Reisekosten und Trennungsgeld bis hin zur Dienstunfallfürsorge. „Inzwischen sind wir damit der zentrale Personalservicedienstleister für die gesamte Landesverwaltung“, so Weinmeister weiter. „Diese Entwicklung hat vor 20 Jahren in Hünfeld ihren Ausgang genommen. Der Standort ist seitdem fest in Osthessen verankert. Ich freue mich, dass wir in der Region präsent sind und hier ein attraktives Arbeitsumfeld schaffen; auch dies ist eine Form der Strukturförderung für den ländlichen Raum. Viele Mitarbeitende, die zuvor im Ballungsraum Rhein-Main tätig waren, konnten so ihre Erwerbstätigkeit näher an den Heimatort rücken. Es ist schön, heute neun neue Mitarbeitende zu begrüßen, die mit uns die Zukunft am Standort Hünfeld gestalten wollen. Herzlich Willkommen und auf gute Zusammenarbeit!“
Heute ist das RP Kassel mit seinen drei Standorten in Bad Hersfeld (rund 100 Mitarbeitende), Fulda (rund 45 Mitarbeiten) und Hünfeld (rund 100 Mitarbeitende) fest im Raum Osthessen verwurzelt.
Die Beihilfestelle ist aus Hünfeld und Osthessen nicht mehr wegzudenken, ergänzte Bürgermeister Benjamin Tschesnok: „Für die Stadt ist diese Beihilfestelle ein wertvoller und sicherer Arbeitgeber in der Behördenstadt Hünfeld, noch dazu an einem Standort, der für Hünfeld viel Bedeutung hat. Mit Ihnen und ihren Nachbarn wurde die Liegenschaft der ehemaligen Likörfabrik mit Leben gefüllt. Letztlich entscheidend für den Erfolg Hünfelds im Wettbewerb mit anderen Standorten war der JVA-Vertrag. Damit hatte die Landesregierung eine ihrer Zusagen, nämlich die Bestandsgarantie für Behörden und Dienststellen des Landes, insbesondere der Justiz, am Standort Hünfeld, eingelöst. Das Land hatte Vertragstreue gezeigt und den positiven Bürgerentscheid für das Gefängnis in Hünfeld belohnt.“
Abteilungsleiterin Marion Sommer führte aus: „Wir können immer wieder in Bewerbungsverfahren feststellen, dass wir mit dem Standort Hünfeld in Osthessen ein attraktiver Arbeitgeber für die Region sind, der Wohnortnähe und Erwerbswirtschaft durch flexible und mitarbeiterorientierte Arbeitsgestaltung, wie zum Beispiel die Möglichkeit des Mobilen Arbeitens, verknüpft.“
Hochmoderne technische Ausstattung in historischen Mauern
An die Grußworte schloss sich ein Rundgang durch die Räumlichkeiten der Beihilfestelle an. Das historische, denkmalgeschützte Gebäude am Niedertor von 1827, das ursprünglich eine Likörfabrik beheimatete, war vor 20 Jahren saniert worden, um als Verwaltungsstandort in Frage zu kommen und so eine dauerhafte neue Verwendung zu finden. Mit der Arbeitsaufnahme in Hünfeld startete die Hessische Landesverwaltung 2005 dort als erstes Bundesland in die elektronische Beihilfeabrechnung. Papierakten gehören seitdem der Vergangenheit an. Heute gehen 63 Prozent der Anträge der Beihilfeberechtigten elektronisch über das Onlineportal oder über die eBeihilfe-App ein. Papieranträge können immer noch eingereicht werden, diese werden in Hünfeld mit mehreren Hochleistungs-Scannern digitalisiert, die weitere Bearbeitung erfolgt dann rein elektronisch. Die Sachbearbeitung ist heute auf zwei ungefähr gleich große Standorte in Hünfeld und Kassel verteilt. In Hünfeld erfolgt schwerpunktmäßig die Bearbeitung der eingehenden Papieranträge in einer hochmodernen Scanstelle. Die übliche Sachbearbeitung mit Rechts- und Fachexpertise ist an beiden Standorten gleichermaßen verortet. Der Service der Beihilfestelle wird dabei kontinuierlich weiterentwickelt. Seit 2020 erfolgte die sukzessive Einführung des neuen elektronischen Fachverfahrens „BEIREFA“, mit dem neue Möglichkeiten der automatisierten Antragsbearbeitung und Bescheiderstellung geschaffen wurde. Die Beihilfestelle steht kurz vor der Einführung von regelwerksbasierter Sachbearbeitung, die den Mitarbeitenden die Bescheidung erleichtern sollen. Eine weitere Neuerung ist die Einführung der Direktabrechnung mit Krankenhäusern, sodass Beihilfeberechtigte bei Klinikaufenthalten künftig keinen Beihilfeantrag zur Erstattung ihrer Kosten mehr einreichen müssen. Damit entfällt auch die Vorauszahlung der oft hohen Kosten für die Krankenhausbehandlung. Auch hier nimmt das Land Hessen noch immer eine führende Rolle ein.
Bündelung von Aufgaben am neuen Standort Niedertor
„Keimzelle“ der heutigen Beihilfestelle in Hünfeld war die alte Beihilfestelle in der Brunnenstraße als Teil des Oberlandesgerichts Frankfurt, seinerzeit zuständig für ca. 4.500 Versorgungsempfängerinnen und -empfänger der Justiz, etwa 10.000 aktive Beamtinnen und Beamte, sowie ca. 15.500 Aktive und Versorgungsempfängerinnen und -empfänger der Universitäten. Zum 1. Juli 2004 wurde die Beihilfestelle in das RP Kassel eingegliedert und mit den anderen 13 ehemals selbständigen Beihilfestellen des Landes zusammengeführt. Diese Neugliederung geht zurück auf den Kabinettsbeschluss „Sichere Zukunft durch Standortstrukturreform“ der Hessischen Landesregierung vom 22. Dezember 2003. Mit dieser Konzentrierung der Beihilfestellen wurden Strukturen gestrafft, um die notwendigen Aufgaben dienstleistungsorientierter, aber auch effizienter zu erledigen. Denn zur gleichen Zeit führte das Land Hessen im Rahmen seiner eGovernment-Initiative die damals einmalige eBeihilfe ein.
Mit der Konzentration der Aufgaben war klar, dass der Platz für alle Mitarbeitenden der „neuen“ Beihilfestelle am bisherigen Standort nicht ausreichen würde. Passenderweise bot die Eigentümerin der alten Likörfabrik diese zum Verkauf an. Hier wurde nach der Sanierung ein moderner und leistungsfähiger Behördenstandort eingerichtet. Auf einer Fläche von etwas über 1.000 Quadratmetern wurden ca. 130 Büroarbeitsplätze geplant. Wichtiger war aber der Einbau der technischen Infrastruktur, denn die zentrale Beihilfestelle des Landes Hessen sollte vollelektronisch ausgestattet und damit gänzlich papierlos betrieben werden.
Dies erforderte, dass zunächst in einem geordneten Prozess die Altakten in der alten Liegenschaft eingescannt wurden. Für die künftige Nutzung mussten Hochleistungsscanner für ein Scanvolumen von mehr als 500.000 Kopien pro Jahr angeschafft werden. Damals rechnete man mit einem Scanvolumen von 2.000 Anträgen pro Tag. Heute sind es trotz der mehrheitlich digitalen Antragseinreichung immer noch etwa 1.100 pro Tag.
Hintergrund:
Die Beihilfe ist eine Unterstützung der aktiven und ausgeschiedenen hessischen Landesbeamtinnen und -beamten sowie ggf. auch ihrer Angehörigen und weiterer Personengruppen. Sie wird für Aufwendungen im Zusammenhang mit Krankheit, Pflege, Geburt oder Tod gezahlt. Hintergrund ist, dass das Land Hessen als Dienstherr für seine Beamtinnen und Beamten keinen Anteil des Krankenkassenbeitrags übernimmt. Zum Ausgleich wird ihnen stattdessen die Beihilfe gewährt. 2025 wird in Hessen erstmals die Grenze von 1 Milliarde Euro an Auszahlungen der Beihilfestelle überschritten.
Die Beihilfestelle für das gesamte Land Hessen ist beim Regierungspräsidium Kassel angesiedelt. Rund 220 Mitarbeitende an den Standorten Kassel und Hünfeld kümmern sich um die Belange der mehr als 210.000 Beihilfeberechtigten und ihrer Angehörigen in Hessen.
Mehr Informationen:
https://rp-kassel.hessen.de/personaldienstleistungen/beihilfen