Edertalsperre

Regierungspräsidium Kassel

Bewirtschaftung der Edertalsperre

Turnusgemäß trafen sich die Vertreter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Weser sowie Interessenvertreter der Edersee und Oberweserregion in dieser Woche in Kassel zum „Erfahrungsaustausch Edersee“. Hierbei ging es vor allem um eine erste Bilanz des 2019 eingeführten Probebetriebs für den Wintersparbetrieb und die modifizierte Triggerlinie.

Lesedauer:7 Minuten

Moderiert wurde der Erfahrungsaustausch von Regierungspräsident Mark Weinmeister. Auch Fachleute der Oberen Wasserbehörde beim Regierungspräsidium Kassel nahmen an dem Gespräch teil.

Der Erfahrungsaustausch geht zurück auf eine Vereinbarung im Juni 2019. Seinerzeit wurde ein mehrjähriger Probebetrieb vereinbart, in dessen Rahmen eine modifizierte Triggerlinie und der sog. „Wintersparbetrieb“ eingeführt wurden (Erläuterungen s. Textende). Mit dem Probebetrieb sollten Möglichkeiten ausgelotet werden, wie ein Ausgleich zwischen den Belangen der Oberweser-Schifffahrt und des Tourismus in der Edersee-Region bestmöglich gelingen kann. Um diesen Interessenausgleich wird zwischen den Akteuren seit Jahren im Rahmen einer Vielzahl von Untersuchungen, Veranstaltungen und Abstimmungen gerungen. Die Auswirkungen der Einführung der Triggerlinie sowie des Wintersparbetriebs sollten bei den jährlichen Treffen von Behörden und Interessenvertretungen in den Blick genommen werden, bevor diese Ansätze nach dem Ende des Probebetriebs ggf. dauerhaft in der Betriebsvorschrift der Edertalsperre festgeschrieben werden können. Mit dem Ende des Wasserwirtschaftsjahres 2022/2023 ist der vereinbarten fünfjährige Probezeitraum nun offiziell beendet; die Auswertung der Untersuchungsdaten dauert aktuell noch an.

2023 stellte sich als nasser heraus als prognostiziert.

Vertreter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) Weser bilanzierten beim Erfahrungsaustausch das zurückliegende Bewirtschaftungsjahr an der Talsperre. Nach Vollstau im Mai 2023 sei in den ersten trockenen Sommerwochen 2023 der Triggerlinienbetrieb planmäßig genutzt worden, um so die Entleerung der Edertalsperre zeitlich strecken zu können. Durch ergiebige Regenfälle im weiteren Verlauf des Sommers wurde jedoch wieder die „reguläre“ Stützung der Weser möglich, ohne dass die Triggerlinie dabei noch einmal zum Tragen gekommen wäre. Rückblickend hätte es daher auch zum Sommeranfang eigentlich keines Triggerlinienbetriebes bedurft. Diese, im Nachgang betrachtet, nicht notwendige Anwendung der Triggerlinie bringe noch einmal wichtige neue Erkenntnisse für die Gesamtbewertung, so das WSA. Bevor eine endgültige Entscheidung über eine mögliche Anpassung der Betriebsvorschrift getroffen werden könne, müssten nun alle erhobenen Daten ausgewertet werden. Dies werde noch bis zum kommenden Frühjahr dauern.

„Die Edertalsperre ist Eigentum der Bundesrepublik Deutschland. Somit obliegt es der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung, die Bewirtschaftung im Rahmen der Zweckbestimmung durchzuführen“, so Henning Buchholz, Leiter des WSA Weser. „Das zurückliegende Bewirtschaftungsjahr mit seinem Wechsel von Regen- und Trockenphasen hat uns noch einmal wichtige Erkenntnisse gebracht. Es gibt gute Gründe für den Triggerlinienbetrieb, und genauso gibt es gute Gründe dagegen. An dieser Stelle meinen herzlichen Dank an die Teilnehmenden des Erfahrungsaustausches für den konstruktiven Dialog in diesem Format. Wir im WSA werden jetzt die Köpfe zusammenstecken und uns die gewonnenen Messdaten genau anschauen. Von den Ergebnissen hängt dann unsere Entscheidung über das weitere Vorgehen ab.“

Auch Regierungspräsident Mark Weinmeister dankte allen Teilnehmenden des Erfahrungsaustausches für die konstruktive Diskussion: „Es ist immer hilfreich, sich direkt auszutauschen und Dinge im persönlichen Gespräch zu diskutieren. Der regelmäßige Erfahrungsaustausch hat sich hier als ein hilfreiches Format erwiesen, an dem wir auch nach dem offiziellen Ende des Probebetriebs festhalten sollten. Denn die widerstreitenden Zielkonflikte bei der Edertalsperrenbewirtschaftung liegen weiterhin auf der Hand. Ich kann hier die Position der Oberweserschifffahrt genauso gut nachvollziehen wie die der Ederseeanrainer. Ein nasses Bewirtschaftungsjahr wie 2023 sollte uns nicht in falscher Sicherheit wiegen. Der Klimawandel ist evident und es wird künftig immer häufiger Phasen großer Trockenheit geben. Darauf müssen wir Antworten finden; dieses Problem reicht allerdings weit über die Ederseeregion hinaus.“

Nach Einschätzung der für die Einvernehmensbelange zuständigen Oberen Wasserbehörde beim RP Kassel hat der Wintersparbetrieb im Winter 2022/2023 der Edertalsperre situativ ein zusätzliches Volumen von rund 12 Millionen Kubikmetern eingebracht. Begleitende gewässerökologische Untersuchungen hätten keine negativen Auswirkungen zutage gebracht. Ein Fortführen des Wintersparbetriebs sei daher grundsätzlich zustimmungsfähig, so ein Vertreter der Oberen Wasserbehörde des RP Kassel. Gleiches gelte für die Triggerlinie: Auch deren Fortführung stünden zumindest aus wasserwirtschaftlicher und gewässerökologischer Sicht keine grundsätzlichen Hinderungsgründe im Wege.

Diskussion und Erörterung des weiteren Vorgehens

Die Teilnehmer am Erfahrungsaustausch diskutierten anschließend erneut kontrovers, aber durchweg sachlich, die vorläufigen Ergebnisse des Triggerlinienbetriebs. Es bestand Einmütigkeit zu dem Vorschlag des WSA, den Wintersparbetrieb auch im anstehenden Winter zunächst fortzuführen, bis die endgültigen Ergebnisse des Probetriebs vstl. im Frühjahr 2024 vorliegen.

Für den nächsten Erfahrungsaustausch wurde einstimmig ein Termin im März 2024 anvisiert. Bei diesem Termin wird das WSA Weser die Ergebnisse der Datenauswertung des Probebetriebs präsentieren und auf deren Basis die Entscheidung zum weiteren Vorgehen bei der Bewirtschaftung der Edertalsperre darlegen.

Begriffserläuterungen:

  • Triggerlinie:
    Wasserabgabekompromiss zum Sparen von Ederseewasser, bei gleichzeitig weiterhin möglicher Schifffahrt auf der Oberweser: Betriebsweise in trockenen Jahren, wonach bei Unterschreiten einer festgelegten statistikbasierten Referenzinhaltslinie die Stützung des Weser-Pegelstandes in Hann. Münden von 1,20 m auf 1,15 m (über Pegelnullpunkt) reduziert wird.
  • Wintersparbetrieb:
    Längere Zeiträume mit geringeren Zuflüssen treten manchmal auch in Winterhalbjahren auf. Maßnahme, um dann die Mindestabgabe von 6 m³/s aus der Edertalsperre unter bestimmten Randbedingungen auf 4 m³/s zu reduzieren und die eingesparte Wassermenge zusätzlich in der Edertalsperre zu bevorraten.

Schlagworte zum Thema