Edersee Staumauer mit Steg und Booten im Vordergrund

Regierungspräsidium Kassel

Bewirtschaftung der Edertalsperre

Der Erfahrungsaustausch zur Bewirtschaftung der Edertalsperre
wurde auch in diesem Jahr fortgesetzt.

Lesedauer:6 Minuten

Vertreterinnen und Vertreter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Weser (WSA) und des Regierungspräsidiums (RP) Kassel trafen sich heute in Bad Karlshafen mit Interessenvertretern der Region zum gemeinsamen Gespräch, an dem sowohl der Regionalverband Eder-Diemel e.V. als auch die Interessengemeinschaft Oberweser/Eder- und Diemelsee e.V. teilnahmen.

Nach einem sehr trockenen Jahr 2022, in dem der Füllstand des Edersees besonders schnell gesunken und bis auf 13 Prozent abgefallen war, brachte das Frühjahr 2023 ergiebige Niederschläge mit sich. Der Hochwasserschutzraum kam mehrfach zum Einsatz und entlastete so den Unterlauf von Eder und Fulda. Größere Überschwemmungen im Raum Kassel konnten so vermieden werden. Im April war Vollstau erreicht, so dass die Edertalsperre wie 2021 und 2022 – in diesem Jahr noch augenfälliger – wieder übergelaufen ist. Der aktuelle Wasserstand liegt oberhalb des langjährigen Mittels, so dass die Ausgangslage für die Abgabenplanung über die Sommermonate als sehr gut zu bezeichnen ist.

Erfahrungsaustausch

Der Erfahrungsaustausch geht zurück auf eine Vereinbarung im Juni 2019. Seinerzeit wurde ein fünfjähriger Probebetrieb vereinbart, in dessen Rahmen eine modifizierte Triggerlinie und der sog. „Wintersparbetrieb“ eingeführt wurden (Erläuterungen s. Textende). Mit dem Probebetrieb sollten Möglichkeiten ausgelotet werden, wie ein Ausgleich zwischen den Belangen der Oberweser-Schifffahrt und des Tourismus in der Edersee-Region bestmöglich gelingen kann. Um diesen Interessenausgleich wird zwischen den Akteuren seit Jahren im Rahmen einer Vielzahl von Untersuchungen, Veranstaltungen und Abstimmungen gerungen. Die Auswirkungen der Einführung der Triggerlinie sowie des Wintersparbetriebs sollen bei den jährlichen Treffen von Behörden und Interessenvertretungen in den Blick genommen werden, bevor diese Ansätze nach dem Ende des Probebetriebs ggf. dauerhaft in der Betriebsvorschrift der Edertalsperre festgeschrieben werden können.

Probebetrieb auf der Zielgeraden

Mit dem vierten Erfahrungsaustausch biegt der Probebetrieb am Edersee auf die Zielgerade ein und findet mit Ablauf des Bewirtschaftungsjahres 2022/2023 Ende Oktober 2023 seinen Abschluss. „Das regenreiche Frühjahr entspannt die Situation am Edersee zumindest für den Moment, nachdem die vergangenen Jahre – mit dem Ausreißer 2021 – durchweg viel zu trocken waren. Die momentane Lage darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass uns Trockenjahre im Zuge des Klimawandels künftig immer häufiger treffen werden“, sagte Regierungspräsident Mark Weinmeister. „Umso wichtiger ist es, im Gespräch zu bleiben und gemeinsam nach tragfähigen Lösungen für eine Bewirtschaftung der Edertalsperre zu suchen. Eine schiffbare Weser und ein voller Edersee sind dabei zwei Punkte auf entgegengesetzten Enden der Skala. Ein Interessenausgleich verlangt also auf beiden Seiten die Bereitschaft zum Kompromiss. Dass wir trotz der widerstreitenden Interessen seit vier Jahren sachlich und konstruktiv über die Bewirtschaftung des Edersees diskutieren, ist schon für sich genommen ein Erfolg. Nun bleiben die Schlussphase des Probetriebs und die anschließende Auswertung aller Daten abzuwarten, damit wir dann in die Diskussion über die weiteren Schritte einsteigen können.“

Auch das WSA Weser begrüßt den bisherigen konstruktiven Austausch der beteiligten Behörden und Interessenvertretungen, so der Leiter Henning Buchholz: „Wir haben schon viele Erkenntnisse durch den Probebetrieb der Triggerlinie gewonnen. Allerdings ist dieses Jahr für die Ergebnisfindung durchaus noch von Bedeutung. Erst danach kann eine abschließende Aussage zum zukünftigen Betrieb der Edertalsperre getroffen werden. Auch für die WSV ist es von großem Interesse, einen tragfähigen Interessensausgleich zu erreichen.“

Diskussion und Erörterung des weiteren Vorgehens

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Erfahrungsaustausch diskutierten erneut kontrovers, aber durchweg sachlich, die Zwischenergebnisse des Triggerlinienbetriebs. Es wurde vereinbart, den Abschluss des Probetriebs abzuwarten und erst auf Basis der vollständigen Ergebnisse Forderungen bzw. Handlungsoptionen für den weiteren Betrieb der Edertalsperre abzuleiten.

Die Teilnehmenden haben sich einvernehmlich auf einen Folgetermin nach dem Ende des Wasserwirtschaftsjahres im November 2023 geeinigt.

Die Beteiligten waren sich zum Abschluss des Erfahrungsaustauschs einig, dass es sinnvoll ist, weiter im Gespräch zu bleiben und auch nach Ende des Probebetriebs an diesem Diskussionsforum festzuhalten.

Die beteiligten Akteure einigen sich auf folgenden Zeitplan:

  • 31. Oktober 2023: Ende des Probebetriebs
  • 27. November 2023: Erfahrungsaustausch und Auswertung des Probebetriebs
  • 1. Quartal 2024: Wiederaufnahme der Diskussion, ggf. Neuausrichtung des Projekts und Anpassung der bisherigen Strategie

Begriffserläuterungen:

  • Triggerlinie: Wasserabgabekompromiss zum Sparen von Ederseewasser, bei gleichzeitig weiterhin möglicher Schifffahrt auf der Oberweser: Betriebsweise in trockenen Jahren, wonach bei Unterschreiten einer festgelegten statistikbasierten Referenzinhaltslinie die Stützung des Weser-Pegelstandes in Hann. Münden von 1,20 m auf 1,15 m (über Pegelnullpunkt) reduziert wird.
  • Wintersparbetrieb: Längere Zeiträume mit geringeren Zuflüssen treten manchmal auch in Winterhalbjahren auf. Maßnahme, um dann die Mindestabgabe von 6 m³/s aus der Edertalsperre unter bestimmten Randbedingungen auf 4 m³/s zu reduzieren und die eingesparte Wassermenge zusätzlich in der Edertalsperre zu bevorraten.

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