Regierungspräsidium Kassel

Arbeitsschutz ist lebenswichtig: Das RP Kassel setzt auf lösungsorientierte Beratung

Für ein gutes Arbeitsumfeld ist die Gesundheit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern essenziell. Hier kommt es auch auf ein verlässliches Zusammenspiel von Unternehmen und Überwachungsbehörden an. Darauf weist das Regierungspräsidium (RP) Kassel als Arbeitsschutzbehörde für NordOstHessen anlässlich des „Welttags für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz“ am 28. April hin.

Beim RP Kassel als Arbeitsschutzbehörde für NordOstHessen gehen jeden Monat durchschnittlich 360 Unfallanzeigen ein, jährlich also mehr als 4.000. Darin enthalten sind allerdings auch Wegeunfälle (z.B. Unfälle auf dem Weg zur Arbeitsstätte), die in der Regel keinen Bezug zu den Arbeitsbedingungen haben. Unfalluntersuchungen vor Ort führten die Arbeitsschützerinnen und Arbeitsschützer des RP Kassel 2023 in 318 Fällen durch, 297 davon in Betriebsstätten und 21 auf Baustellen. Im Jahr 2023 kam es zu zwei tödlichen Arbeitsunfällen im Aufsichtsbezirk. Der eine ereignete sich beim Austausch von Wechselbrücken zwischen zwei LKWs, der andere im Zusammenhang mit Waldarbeiten. Nicht hierin erfasst sind Arbeitsunfälle z.B. an Eisenbahnbetriebsanlagen und in Bergwerken und Steinbrüchen, da es hier Sonderzuständigkeiten gibt, die bei anderen Behörden angesiedelt sind.

Schwere und tödliche Unfälle müssen untersucht werden

Zu den häufigsten Unfallursachen in Betriebsstätten zählten dabei Stolpern, Stürzen und Ausrutschen, die falsche Handhabung von Maschinen sowie ungünstige Bewegungen bei der Beförderung von Lasten. Schwere Unfälle wurden vor allem in Verbindung mit Fahrzeugen einschließlich Flurförderzeugen festgestellt. Der Verlust von Gliedmaßen ist häufig auf das Fehlen oder das Umgehen von Schutzeinrichtungen oder auf mangelhafte Wartung von Arbeitsmitteln zurückzuführen. Auf Baustellen gehörten mangelnde Absturzsicherungen zu den häufigsten Ursachen für schwere Arbeitsunfälle.

Bei den meisten Arbeitsunfällen muss das RP Kassel nicht unmittelbar tätig werden. Vorgeschrieben ist eine Untersuchung hingegen bei tödlichen Arbeitsunfällen sowie Unfällen, Schadensfällen und Ereignissen von besonderer Bedeutung (z.B. bei Verlust von Gliedmaßen). Hier ist von staatlicher Seite immer eine unmittelbare Unfalluntersuchung durchzuführen. Ansonsten entscheidet die zuständige Sachbearbeitung aufgrund der vorliegenden Erkenntnisse über die Dringlichkeit und Notwendigkeit einer Unfalluntersuchung.

Arbeitsschutz ruht auf vielen Schultern

Ein wirksamer Arbeitsschutz beinhaltet nicht nur die Untersuchung von Unfällen, auch die Prävention spielt eine große Rolle: Der Handlungsbedarf wird von der Bundesregierung, den Bundesländern und den Unfallversicherungsträgern gemeinsam angegangen. Durch strukturelle Veränderungen sollen die Arbeitsbedingungen langfristig weiter verbessert werden. Im Rahmen der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) entwickeln Behörden und Unfallversicherungsträger gemeinsam Instrumente zur Überwachung und Unterstützung von Betrieben.

So wurde mit dem Arbeitsschutzkontrollgesetz 2020 eine bundesweite Mindestkontrollquote für die Landesbehörden eingeführt. Ab 2026 sind jährlich mindestens fünf Prozent der knapp 2,2 Millionen Betriebe mit mindestens einer sozialversicherungspflichtig angestellten Person in Deutschland zu besichtigen. Dies entspricht 109.031 Kontrollen bundesweit oder – bezogen auf die 168.086 Betriebe in Hessen – 8.404 in Hessen.

In den Betrieben prüfen die Arbeitsschützerinnen und Arbeitsschützer des RP Kassel, ob eine gute Arbeitsschutzorganisation vorhanden ist, ob die Arbeitsstätte sicher ist, die Maschinen sicher und geprüft sind, die Arbeitszeiten eingehalten werden, sicherer Umgang mit Gefahr- und Biostoffen gelebt wird, bzw. allgemein, ob der Stand der Sicherheitstechnik, Arbeitsmedizin und arbeitswissenschaftlichen Erkenntnisse eingehalten wird.

Dabei wird viel Wert auf eine lösungsorientierte Beratung der Betriebe gelegt.

Wie wirkt sich der Klimawandel auf unsere Arbeit aus?

Im Jahr 2024 liegt ein thematischer Schwerpunkt der Internationalen Arbeitsorganisation ILO auf Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit unter sich ändernden klimatischen Bedingungen. Gefährdungen und Risiken durch den Klimawandel müssen ggf. neu beurteilt werden. Beispiele dafür gibt es genug: Bei Arbeitsplätzen im Freien wird eine erhöhte UV-Strahlung beobachtet. Eine allgemeine Zunahme von allergischen Erkrankungen wird verzeichnet, in der Natur werden auf Grund der höheren Temperaturen eingewanderte Tierarten angetroffen und z.B. durch Zecken Krankheiten übertragen. Eine gute und fachkundige Arbeitsschutzorganisation im Betrieb kann daher frühzeitig Maßnahmen ableiten und für eine erfolgreiche Umsetzung sorgen.

So zeigt sich: Auch in Zukunft gibt es in Sachen Arbeitsschutz für die Betriebe und Behörden gleichermaßen viel zu tun.

 

Hintergrund:

1984 wurde erstmals in Kanada mit einem „Workers‘ Memorial Day“ der Menschen gedacht, die bei der Arbeit getötet oder verstümmelt wurden oder anderweitig erkrankt sind. Der Gedenktag verbreitete sich in den folgenden Jahren weltweit, bis er 2001 als „Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz“ von der International Labour Organization (ILO) der UN weltweit anerkannt wurde.

Auch wenn die Arbeit in vielen Teilen der Welt mit der Etablierung wirksamer Arbeitsschutzgesetze immer sicherer geworden ist, zeigen die Statistiken auch heute noch einen großen Handlungsbedarf: Jährlich sterben weltweit 2,78 Millionen Menschen aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen. Darüber hinaus leiden 160 Millionen Beschäftigte an arbeitsbedingten Krankheiten. Weitere 313 Millionen erleiden pro Jahr Verletzungen am Arbeitsplatz. In Deutschland gab es im Jahr 2022 fast 800.000 meldepflichtige Arbeitsunfälle, wovon 423 Arbeitsunfälle tödlich waren. Hinzu kamen rund 170.000 Wegeunfälle.

Mehr Informationen: https://www.ilo.org/meetings-and-events/climate-change-and-safety-and-health-workÖffnet sich in einem neuen Fenster

Themenseite des RP Kassel zur Arbeitssicherheit: https://rp-kassel.hessen.de/arbeits-und-verbraucherschutz/arbeitsschutz 

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